Zusammengefasst kann man für das Jahr 2021 sagen: Weniger Fänge, weniger Fischer, schlechtere Erträge. Allgemein ist das ein Trend der schon seit längerem (13-15 Jahre) anhält.
Berücksichtigen muss man, dass 2020 die Bündner Fischereibetriebsvorschriften komplett überarbeitet wurden und neue, schärfere Fangmasse festgelegt wurden. Das führt zwangsweise dazu, dass die Fangzahlen sinken. Die Effekte wird man dann hoffentlich in zwei bis drei Jahren sehen können. Davon sind jedoch hauptsächlich die Fliessgewässer betroffen.
2020 war zudem ein Ausnahmejahr, da durch die Coronapandemie mehr Leute an den Bündner Gewässern unterwegs waren. Mehr Fischer bedeutet grundsätzlich auch mehr Fänge.
In Graubünden werden auch zurückgesetzte Fische erfasst, diese erscheinen jedoch nicht in der Statistik. Auch die Fischgrössen werden erfasst, auch hier gibt es leider keine öffentliche Statistik.
Spannend ist auch die CPUE, auf Deutsch Fische pro Ereignis. Geht man ans Wasser und entnimmt einen Fisch so ergibt das eine CPUE von 1. Dies gibt eine gute Übersicht darüber, wie ertragreich ein Gewässer ist.
Im Bericht zur Fischereistatistik Graubünden 2021 wurde zudem der Vergleich mit dem Südtirol gemacht. Die ist insofern spannend, da das Südtirol eine ähnliche Struktur haben wie in Graubünden. Kurz gefasst kann man sagen: Weniger Befischungsdruck, bessere Erträge. Was jedoch beispielsweise ausgeblendet wird ist, das Catch and Release erlaubt ist oder das die Besatzpolitik eine andere ist.
Die ganze Statistik kann auch auf der Webseite des Kantonalen Amtes für Jagd und Fischerei angeschaut werden.
Fischfänge im Kanton Graubünden 2021
Im allgemeinen ist feststellbar, dass die Fänge im Jahr 2021 stark zurückgegangen sind. Die CPUE sank von 1 im Jahr 2019 auf 0.8 im Jahr 2020 und auf 0.6 im Jahr 2021. So wenig Fische wie 2021 (knapp weniger als 65’000) wurden noch nie gefangen. Zum Vergleich, das beste Jahr in der Statistik ist 2004 mit über 215’000 gefangenen Fischen. Ein Stück weit hat die sicher auch mit den neuen Betriebsvorschriften zu tun. 2020 konnten mit den neuen Fangmassen aber etwa gleich viel Fische gefangen werden wie 2019 mit den alten Fangmassen (2019 etwa 93’000, 2020 etwa 94’000).
Auffällig ist auch der Einbruch bei den Fängen in Fliessgewässern. Dies lässt sich aber gut mit den seit 2020 gültigen, verschärften Fangmassen erklären. Die Seen blieben von den verschärften Schonmassen weitgehend unberührt, trotzdem ist auch hier ein deutlicher Abwärtstrend feststellbar, vor allem bei den Stauseen und Talseen.
Vor allem der Rückgang inden Stauseen und den Talseen ist beunruhigend. Grade die Stauseen sind wichtig für die Bündner Fischerei. Auch mit den neuen Betriebsvorschriften lassen sich die tieferen Fangzahlen kaum erklären, da die Seen kaum von Einschränkungen betroffen sind.
Fischfänge 2021 Fliessgewässer
Die CPUE in den Fliessgewässern blieb auf dem Niveau von 2020 bei 0.5. Es wurden also verhältnismässig gleich viele Fische gefangen im Verhältnis zu den Ereignissen. Immerhin blieben die Zahlen im vergleich zu 2020 stabil. Ein Rückgang ist in fast allen Regionen zu beobachten.
Fischfänge 2021 Talseen
In Graubünden gibt es vier Talseen, den Davoser- und den Puschlaversee sowie die drei Engadiner Talseen. Spannend ist, dass man für den Davoser- und den Puschlaversee die Fangzahlen genau sieht. Die Fangzahlen in den Talseen sind jedoch schon seit Jahren rückläufig.
Der Davosersee ist dabei aussergewöhnlich schlecht mit einer CPUE von 0.3. Auffällig ist auch das geringe Bachforellenvorkommen. Die Fangzahlen für den See waren nie gut, 500 bis 600 Fische pro Saison sind normal, 2021 gab es dazu jedoch viele Ereignisse.
Grund zur Sorge liefert auch der Puschlaversee. 2021 waren die tiefesten Fangzahlen seit 2002. Immerhin hat sich der Saiblingbestand in den letzen Jahen gut entwickelt. 2021 wurden jedoch nur noch etwa 2300 davon gefangen, im Jahr 2020 waren es noch etwa 6300.
Schlecht sind auch die Fangzahlen in den Oberengadiner Talseen. 2004, am Höhepunkt, wurden über 60‘000 Fische gefangen. 2021 waren es nur noch etwa 4800. In de Oberengadiner Seen gibt es ein Problem mit Namaycushsaiblingen, welches wohl lange unterschätzt wurde, siehe Petri Heil November 2021. Pro Jahr werden konstant nur etwa 900 Fische davon gefangen.
Fischfänge 2021 Bergseen
Die Bergseefischerei hat sich in den letzten 15 Jahren immer grösserer Beliebtheit erfreut. Die Anzahl der Ereignisse über die Jahre stetig gestiegen, mit dem Höhepunkt im Coronajahr 2020. 2021 war mit etwa 8500 Ereignissen aber immer noch auf dem zweit Höchsten Stand.
Seit 2012 ist ist die CPUE jedoch rückläufig. Und mit 0.6 in 2020 und 21 auf dem Tiefsten stand. Die Fangzahlen sind mit jedoch mit 6800 bzw. 4900 Fischen auf einem normalen Niveau.
Fischfänge 2021 Stauseen
Stauseen sind sozusagen das Rückgrat der Bündner Fischerei. 2021 fanden 30% der Ereignisse an Stauseen statt und 43% der gefangenen Fische kamen aus Stauseen. Besondres herausragend sind der Sufnersee und der Lago di Livigno.
Am Sufnersee fanden 2021 8% aller Fischgänge in Graubünden Statt und es wurden 8% der Fische gefangen. Im Lago di Livigno wurden 10% der Bündner Fische gefangen. Grade im Sufnersee ist der Befischnungsdruck sehr hoch, es werden aber auch immer noch viele Fische gefangen, obwohl die CPUE mit 0.6 2021. Dies ist die Tiefste CPUE seit der Leerung 2011.
Allgemein sind die Fänge in den Stauhaltungen aber rückläufig. Von 2013 bis 2020 war die CPUE stabil zwischen 1.2 bis 1.4, 2021 brach sie aber auf 0.9 ein.
Fischbesatz im Kanton Graubünden 2021
Im Kanton Graubünden werden normalerweise nur Sömmerlinge besetzt, also recht junge Fische. Dies soll helfen, dass sich die Fische gut an das Gewässer gewöhnen können und der Besatz so nachhaltiger ist.
Besetzt werden vor allem Bach- bzw. Seeforellen und Regenbogenforellen. Regenbogenforellen werden aber nur in abgeschlossene Gewässer, zum Beispiel Bergeen eingesetzt. Auch Namaycushs, Äschen und Seesaiblinge werden besetzt, allerdings in geringen Zahlen.
Auffällig ist, dass der Besatz eher abnimmt. Das hat teilweise damit zu tun, dass ein grosser Teil Bach- bzw. Seeforellen sind und diese in den jeweiligen Gewässern abgefischt und gestreift werden. Der Fang- und auch der Bruterfolg kann von Jahr zu Jahr schwanken.
Allgemein wird aber deutlich weniger besetzt, als noch vor einigen Jahren. 2003 wurden noch über 1.6 Mio. Forellen besetzt, 2021 waren es noch knapp 0.8 Mio Forellen.
Zwischen dem Besatz und dem Fangertrag sind in den Jahren in denen es die Statistik gibt jedoch keine grossen Zusammenhänge zu erkennen.
Patentverkäufe und Fischgänge im Jahr 2021
Die Wichtigste Gruppe an Patenten sind die Jahrespatente an Einheimische. Dies ist sozusagen die Basis der Bündner Fischerei. Im Jahr 2021 wurden noch 4285 Jahrespatente an Einheimische verkauft. Zum Vergleich, an nicht Einheimische wurden nur 347 Jahrespatente und 3473 Tagespatente verkauft.
Hier ist auffällig, dass die Verkauften Jahrespatente seit 2008 rückgängig sind. Auch das Coronajahr 2020 mit auffällig mehr verkauften Tagespatenten konnten nicht auffällig mehr Jahrespatente an Einheimische verkauft werden.
Auch rückläufig ist die Anzahl der aktiven Fischer. Auch die Anzahl Fischgänge pro Fischer ist rückläufig. All dies deutet darauf hin, dass die attraktivität der Fischerei in Graubünden abnimmt. Einen leichten Aufwärtstrend gibt es jedoch bei den Fischgängen an Stausee und an Bergseen.
Fangstatistik Alpenrhein 2021
Fischereilich gesehen wäre der Rhein (Vorder-, Hinter- und Alpenrhein) ein wichtiger Fluss für die Bündner Fischerei. Das Problem ist, dass der Rhein in einem desolaten Zustand ist, mehr dazu in diesem Beitrag auf Alpenforelle. Das zeigen auch die Fangzahlen aus dem Jahr 2021 nochmals deutlich: Insgesamt 1161 Fische, davon 82 Bach-/Seeforellen, 926 Regenbogenforellen und 11 Äschen.
Dies ist schon das zweite Jahr in folge bei dem die Fänge im Alpenrhein um die 1000 Fische liegen, ein Armutszeugnis. Die gefangenen Fische pro Hektar liegen mit 1.5 Fischen/ha. Wenn man bedenkt, dass Fangzahlen von 30’000 bis 40’000 Fischen für den Alpenrhein möglich wären, ist dies nur ein trauriger Schatten und ein Fischrestbestand.
Alle Berichte zum Alpenrhein lassen sich auch hier nachlesen.
Comments
Wenn der Kanton das Ziel hatte, die Fischerei unbeliebt zu machen, dann hat er dies mehr als erreicht. Es ist klar, dass eine erfolgreiche Fischereipolitik in jeder Hinsicht anders aussehen muss. Aber dafür fehlt bei den zuständigen kantonalen Behörden jede Einsicht und Kompetenz. Sehr schade.