90 Grad Rig – Montage zum Fliegenfischen

In Fliegenfischen by BastianLeave a Comment

Das 90 Grad Rig oder auch 90° Rig ist eine Nymphenmontage zum Fliegenfischen mit Bissanzeiger. Die Montage ist einfach zu Fischen und auch für Anfänger gut geeignet. Auch für tiefe Stellen eignet sich die Montage sehr gut, da man einfach auf Tiefe kommt. Der Nachteil ist, dass die Montage sehr unflexibel ist, man kann die Tiefe nur schlecht ändern.

Beim 90° Rig wird kein klassisches verjüngtes Vorfach verwendet, die Montage ist sehr einfach und auch kostengünstig. Das Rig heisst so, weil das Tippet, zumindest theoretisch, im 90° Winkel hinter dem Bissanzeiger runter hängt. Da die Montage nicht dem klassischen Bild entspricht und relativ einfach zu fischen ist, wird es auch als Idiotenrig oder Posenmontage zum Fliegenfischen bezeichnet. Richtig eingesetzt ist es aber sehr effektiv.

So sieht ein fertig geknotetes 90° Rig aus


Die Montage kann sowohl im Fluss, Bach oder See verwendet werden. Grade in Seen, wo zum Fliegenfischen mit Bissanzeigern Level Leader verwendet werden, um ist das 90° Rig eine gute Alternative. Die Montage ist in den USA auch sehr beliebt beim Fliegenfischen in Fliessgewässern vom Boot. 

Aufbau des 90° Rig

Das 90° Rig hat meistens eine Länge von 0.8m bis 2.5m. In Ausnahmefällen kann man das Rig auch etwas länger machen, dies macht jedoch nur begrenzt Sinn. Wenn das Rig zu lang ist, hat man irgend wann das Problem, dass der Bissanzeiger beim obersten Rutenring ist und der Fisch noch nicht in Reichweite des Keschers ist.  Ein klassisches verjüngtes Vorfach wird nicht verwendet. 

Theoretischer Aufbau des 90° Rig

Die Butt Section ist normalerweise 0.3m bis 1.5m lang. 0.5m reichen in der Regel aus. Dafür kann man die Butt Section von einem ausgedienten Vorfach nehmen oder man verwendet ein Stück 0.30mm bis 0.35mm Monofile Schnur. Die Schnur darf zur besseren Sichtbarkeit auch farbig sein. 

Nach der Butt Section kommt eine Verbindung, wo der 90° Winkel entstehen kann. Gut dafür eignet sich ein Wirbel. So kann das Vorfach gut abknicken. Möglich sind auch Thingamabobber ohne Schraubverschluss, ein Vorfachring oder eine Schlaufe. Wichtig ist, dass man möglichst einen Knoten verwendert, der nicht extrem fest sitzt, sondern etwas rutschen kann. 

In solche Thingamabobber kann man das 90° Rig einfach einknoten.

An die Verbindung wird diekt ein 0.5m bis 2.5m langes Tippet geknotet. Das Tippet sollte etwa 0.14mm bis 0.18mm dick sein. Dünner als 0.14mm macht wenig Sinn, da das Tippet sonst sehr schlecht abrollt. Wenn nötig kann man das Tippet aber auch in zwei Abschnitten verjüngen, also z. B.  1.5m 0.18mm und 1m 0.14mm. Meistens ist dies aber nicht nötig. 

Mehr zum Aufbau von Vorfächern erfährst du übrigens in diesem Beitrag auf Alpenforelle. 

Bissanzeiger für das 90° Rig

Ursprünglich wurden Old School Thingamabobber für das 90° Rig verwendet, da man so Butt Section und Tippet einfach an den Bissanzeiger Knoten kann. Durch die Thingamabobber mit Schraurbverschluss oder andere verstellbare Bissanzeiger ergeben sich aber neue Möglichkeiten.

Grundsätzlich sind alle Bissanzeiger, welche es gibt denkbar, von Thingamabobber über Footballindicator, Foamindicator aber auch Yarnindicator und Trockenfliegen (Dry Dropper). Wichtig ist nur, dass der Bissanzeiger die Montage tragen kann.

Da oft eher schwere Nymphen oder Streamer verwendet werden und die Montage im tieferen, raueren Wasser gefischt wird, braucht man normalerweise etwas mehr Tragkraft, weshalb Yarnindicator oder Dry Dropper eher ungeeignet sind. Manche Guides, welche es leid sind, dass ihre Gäste die teuren Bissanzeiger versenken, verwenden auch kleine Luftballons.

Mehr zu Bissanzeigern zum Fliegenfischen findest du in diesem Beitrag auf Alpenforelle. Mehr zur Dry Dropper Montage gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle. Mehr zum Thingamabobber findest du in diesem Beitrag auf Alpenforelle

Sonstiges zum 90° Rig

Neben den Montagematerialien braucht man natürlich auch noch Fliegen. Zudem sind auch Schrotbleie hilfreich. Die Fliegen dürfen auch etwas schwerer sein, da man das 90° Rig auch oft für tiefere Stellen fischt. 

Neben Tungstennymphen eignen sich aber auch Streamer für das 90° Rig. Grade mit gut tragenden Bissanzeigern wie Thingamabobbern lassen sich sehr gut mit Streamern fischen. Grade in Seen sind Streamer unter einem Bissanzeiger ein gute Variante. Streamer funktioniern aber auch gut in Fliessgewässern. Für Fliessgewässer sind zudem Jignymphen interessant, da diese weniger schnell festhängen.

Hilfreich sind auch Schrotbleie. Grade bei Stellen mit stärkerer Strömung muss man so nicht eine schwerere Nymphe anknoten sondern kann einfach noch ein Schrotblei über der obersten Nymphe klemmen und kann so die Montage schneller auf Tiefe bringen. Schrotbleie gibt es auch als Bleifrei Version aus Tungsten.

Das 90° Rig werfen

Das 90° Rig eignet sich nur mässig für Leerwürfe. Grade wenn das Tippet lang ist, können schnell Knoten entstehen, da das Vorfach wenig Wurffehler verzeiht. Für das 90° Rig eignen sich daher Rollwürfe deutlich besser. Auch mit mehr als einer Nymphe sind Rollwürfe besser als Leerwürfe.

Grade wenn das Rig länger ist, brauch man manchmal schon einen Rollwurf um die Nymphen aus der Tiefe zu holen um wieder werfen zu können.

Wer den Truckcast beherrsch kann diesen beim 90° Rig ebenfalls gut verwenden. So kommen die Nymphen noch schneller auf tiefe.

Vorteile des 90° Rig

Der grösste Vorteil beim 90° Rig ist, dass es sehr einfach zu fischen ist. Auch Fliegenfischer Anfänger kommen gut damit klar. Das Rig rollt mit etwas dickerem (bis 0.16mm) Tippet auch sehr gut ab. 

Das dünne, nicht konisch verjüngte Vorfach und der 90° Winkel helfen zudem, dass die Fliege schnell auf Tiefe kommt. Grade bei tiefen, schnellen stellen im Fluss kann man so sehr effizient die Fliege auf Tiefe bringen.

Bei normalen, konisch verjüngte Vorfächer laufen die Nymphen oft in einem etwas flacheren Winkel hinter dem Bissanzeiger

Nachteile des 90° Rig

Das 90° Rig ist sehr unflexibel. Die Tiefe lässt sich nur sehr schlecht einstellen, man muss fast immer das Tippet verlängern oder verkürzen wenn man die Tiefe anpassen will. Mit dem Verstellen des Bissanzeigers kommt man schnell an Grenzen, da die Butt Section sehr steif ist und nur schlecht wegknickt. 

Wenn man den Bissanzeiger hingegen auf das Tippet schiebt, läuft man Gefahr den Bissanzeiger beim ersten Hänger mit abzureissen. Auch für Trockenfliegen eignet sich das Rig kaum, vor allem wenn man einen Wirbel verwendet, zieht dieser die Fliege schnell unter Wasser.

Die grossen Bissanzeiger sind zudem bei heiklen Fischen eher schlecht. Thingamabobber, auch die kleineren Modell klatschen doch relativ stark auf das Wasser und können Fische verscheuchen.

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