Um die Fliege beim Fliegenfischen an die gewünschte Stelle zu bringen, braucht man eine Wurfschnur. Die Wurfschnur wird teilweise auch Fliegenschnur, Flugschnur oder im Englischen auch Fly Line genannt. Bei der Fliegenschnur gibt es verschiedene Ausführungen, je nach Anwendung, Fisch, oder Klimatischen Region in welcher man fischt sind die Wurfschnüre anders aufgebaut. Grundsätzlich muss man zum Fliegenfischen nicht genau über die Eigenschaften von Wurfschnüren wissen, eine Weight Forward (WF) Schnur ist in den meisten Fällen die richtige Wahl. Wer sich jedoch genauer mit dem Thema auseinander setzt, kann je nach Situation die Schnur anpassen und so besser werfen. Zudem hilf das Wissen über den Aufbau von Fliegenschnüren das Fliegenfischen allgemein besser zu verstehen.

Aufbau der Wurfschnur
Die Wurfschnur wird Unterteil in Running Line und Head. Der Head wird nochmals unterteilt in Rear Taper, Belly, Front Taper und Tip. Taper bedeutet sich verjüngen oder schmaler werden, der Front Taper ist also der sich verjüngende Teil vorne. In manchen Schnüren findet man ausserdem noch Transition Taper oder Handling Line. Die Wurfschnur ist alles in allem etwa 30m lang. Eine Standartlänge sind 90ft (27.4m), es gibt jedoch auch längere und kürzere Schnüre. Bestimmen für die Schnurklasse sind die ersten 30ft (9.14m). Das Gewicht in diesem Teil bestimmt die Schnurklasse.

Die Form der Wurfschnur bestimmt die Wurfeigenschaften. Eine Double Taper Schnur welche praktisch über die ganze Länge gleich dick ist (besteht praktisch nur aus Head), lässt weitere und genauere Würfe zu, lädt jedoch langsam auf. Eine Weight Forward (WF) Schnur hat einen Head und Running Line, ist nicht ganz so präziese und lässt nicht so lange Würfe zu, lädt aber viel schneller auf. Beim Fliegenfischen fischt man meistens auf kurze Distanzen von 10m bis 20m. Zudem hat man schon ein etwa 2.5m Vorfach. Daher ist eine WF mit Head und Running Line meistens eine gute Wahl. Je grösser der Head wird, desto besser lädt die Rute auf.
Running Line
Die Running Line oder auch Schussleine ist der hinterste Teil der Fliegenschnur. Zur besseren Erkennung ist sie meistens anders gefärbt als der Rest der Wurfschnur. Die Running Line folgt direkt nach dem Backing. Praktisch ist, wenn am Ende der Running Line eine Schlaufe (Loop) zur Backingmontage bereits vorhanden ist, so kann man eine einfache Schlaufenverbindung machen und muss nichts Knoten. Die Länge der Running Line ist abhängig vom Profil der Wurfschnur. Während Double Taper Wurfschnüre wenig bis keine Running Line haben, macht die Running Line bei Spey Schnüren einen Grossteil der gesamten Schnur aus.
Die Running Line ist zudem auch der dünnste Teil der Wurfschnur. Grundsätzlich sollte die Running Line so dünn wie möglich sein, da sie so einfach durch die Ringe gleitet und wenig Widerstand in der Luft hat. Bei der Runningline gilt der Grundsatz, je dünner und je leichter desto weiter die Würfe. Die Running Line spielt meistens jedoch keine grosse Rolle beim Werfen. Beim Fliegenfischen ist 15m bis 20m eine eher grosse Distanz. 2.5m kommen meistens schon durch das Fliegenvorfach, nachher mindestens nochmals 12m Head. Somit ist die Distanz für Würfe meistens schon mit dem Vorfach und dem Head abgedeckt. Für spezielle Situationen wie für das Streamerfischen mit kurzen Vorfächern (1m) und Sinkschnüren mit kurzem Head (9m) kann die Running Line daher jedoch relevant sein.
Head
Der Head oder die Keule ist der vordere Teil der Wurfschnur. Zum Head gehören Rear Taper, Belly und Front Taper, also alles was nicht Running Line ist. Je kürzer der Head ist desto schneller lädt die Rute auf, je länger die Keule, desto weitere Würfe kann man machen. Da die Distanzen beim Fliegenfischen jedoch meistens nicht so gross sind (meistens zwischen 15m und 20m), spielt die Wurfweite nur eine untergeordnete Rolle. Ausserdem braucht man mit langem Head auch mehr Leerwürfe um auf Distanz zu kommen. Wichtiger ist meistens, dass man mit wenig Leewürfen auf Distanz kommt, die Rute also schnell aufgeladen wird. Daher ist ein etwas kürzerer Head wie bei WF Schnüren meistens von Vorteil. Ein Typischer Weight Forward Head ist etwa 40ft bis 50ft.
Rear Taper
Der Rear Taper ist der Übergang von Running Line zum Belly. Durch den Rear Taper wird bestimmt, weich die Energie auf den Belly übertragen wird. Der Rear Taper ist bei WF Schnüren meistens zwischen 3m (10ft) und 7.5m (25ft) lang, kann also auch gut die Hälfte des gesamten Heads ausmachen. Ein Langer Rear Taper sorgt dafür, dass die Energie des Wurfes sanft auf den Belly übertragen wird, für mehr Distanz und mehr Kontrolle beim Wurf. Ein kürzerer Rear Taper hat den Vorteil, dass die Rute schneller Auflädt und man schneller werfen kann.
Belly
Der Belly ist meistens der dickste Teil der Wurfschnur. Hier ist das meiste Gewicht und die meiste Energie. Der Belly ist bei WF Schnüren meistens etwa 3m (10ft) bis 6m (20ft) lang. Bei Double Taper Wurfschnüren besteht praktisch die ganze Schnur aus Belly. Ein längerer Belly erlaubt längere und genauere Würfe. Ein kürzerer Belly lädt die Rute Schneller auf und bringt mehr Energie in den Wurf. Auch hier ist es meistens Sinnvoll eine WF Schnur mit kürzerem Belly zu verwenden und so schneller Werfen zu können. Manche Schnüre haben auch mehrere Belly, je nach Einsatzgebiet.
Front Taper
Der Front Taper ist der Übergang zwischen Belly und Tip. Hier wird die Schnur wieder dünner. Der Front Taper bildet den Übergang zum Tip, und danach auch zum Vorfach. Der Front Taper beeinflusst, wie sanft die Fliege präsentiert wird. Ein langer Front Taper wir die Fliege sanfter präsentiert als bei einem kurzen Front Taper. Ein Kürzerer Front Taper führt jedoch zu kraftvolleren Würfen.
Tip
Der Vorderste Teil der Wurfschnur ist das Tip oder die Spitze. Hier wird das Vorfach angeknotet. Das Tip ist nur etwa 15cm lang (6in). Optimaler Weise hat das Tip eine Schlaufe, so dass das Vorfach einfach mittels Schlaufenverbindung angebracht werden kann.
Querschnitt der Wurfschnur
Im Querschnitt setzt sich die Wurfschnur aus einem Core und einem Coating zusammen. Der Core ist eine monofile oder geflochtene Schnur, abhängig vom Einsatzgebiet. Zudem kann bestimmt der Core wie weich oder steif eine Wurfschnur ist. Mit dem Coating wird die Schwimmfähigkeit gesteuert. Süsswasser Schwimmschnüre haben ein vergleichsweises dickes Coating, während Sinkschnüre ein dünnes Coating haben.

Core
Der Core oder Kern ist die Grundlage der Wurfschnur. Der Kern besteht aus geflochtener oder monofiler Schnur. Schwimmschnüre haben meistens geflochtene Schur, Sinkschnüre monofile Schnur als Kern. Der Kern entscheidet zudem über die Tragkraft, Dehnbarkeit und die Weichheit. Die Tragkraft wird bei Wurfschnüren nicht angegeben, ist aber auf jeden Fall ausreichend, wenn dann reisst das Vorfach und nicht die Wurfschnur. Wichtig ist zudem auch die Weich- oder Steifheit. Eine gewisse Steifheit hilft, dass keine Knoten in der Schnur entstehen. Zu Steif sollte die Schnur jedoch auch nicht sein, da man sonst schlecht werfen kann. Die meisten Schnüre sind auf bestimmte Konditionen angepasst, sprich für warmes oder kaltes Wasser. Das gesamte Material der Wurfschnur wird bei Kälte Steifer, weshalb die Kerne von Schnüren für kaltes Wasser eher weicher sind. Kerne für Warmwasserschnüre (für die Tropen), haben eine steiferen Kern, da hier das Material in der Wärme weich bleibt.
Coating
Das Coating ist die Ummantelung der Wurfschnur. Im Coating wird gesteuert, wie sich die Schnur auf oder im Wasser verhält. Bei Schwimmschnüren werden kleine Luftballons mit eingearbeitet. Scientific Anglers verwendet beispielsweise Mikroglasballons. Bei Sinkenden Schnüren wird Tungstenpowder (Wolframstaub) mit in das Coating eingearbeitet. Es kann auch sein, dass eine Schnur verschiedene Eigenschaften hat, sinkend und schwimmen, Sink Tip Schnüre zum Beispiel. Das Coating kann zusätzlich noch mit besonderen Eigenschaften ausgestattet werden. Das Coating der Runningline und des Rear Taper ist manchmal mit einer speziellen Oberflächer zum besseren Werfen versehen.
Bei Schwimmschnüren hat das Coating einen etwas höheren Durchmesser und oft auch eine wasserabweisende Oberfläche, damit die Schnur besser schwimmt. Sinkschnüre hingegen sind eher dünner, damit die Schnur besser sinken kann. Auch zwischen Salz- und Süsswasserschnüren gibt es Unterschiede. Salzwasser hat eine höhere Dichte, auf dem Salzwasser Schwimmen Schnüre daher besser. Salzwasserschnüre, vor allem Schwimmschnüre, sind daher eher dünner und eignen sich nicht wirklich für Süsswasser.
Die Schnurdicke hat ausserdem einen Einfluss auf die Wurfeigenschaften. Grundsätzlich will man die Schnur so dünn wie möglich haben, da man sie so aerodynamischer ist und einfacher zu werfen. Dünne Schnüre sind zudem auch weniger anfällig auf Wind.
Wichtig ist ausserdem, dass das Coating keine Risse aufweist. Die Wurf- und Schwimmeigenschaften verschlechtern sich sonst massiv. Eine Wurfschnur mit Rissen im Coating sollte ersetzt werden.