Im Januar bis März kann man auf dem Silsersee im Engadin Eisfischen. Was zuerst ein zweijähriger Versuch war, wurde im 2019 für fünf Jahre bewilligt. Im Gegensatz zu anderen Seen in welchen man Eisfischen kann, gibt es im Silsersee nur wenig Besatzt.
Ziel des Eisfischens ist es, grosse Namaycushs zu fangen, welche im Silsersee häufig vorkommen. Es gibt auch jeden Winter immer Meldungen über grosse Fänge über 80cm und teilweise bis zu 1m. Der Fokus auf die Namaycush hat auch zur folge, dass die Fangmethoden etwas eingeschränkt sind, Beipielsweise darf man keine Maden oder Würmer verwenden.
Pro Tag werden nur 30 Patente vergeben, wer an einem bestimmten Tag fischen möchte, sollte sich daher beeilen.
Das Eisfischen macht grossen Spass und ist eine tolle alternative im Winter. Auch wenn es anstrengen und langwierig ist, lohnt es sich doch. Vor allem mit der aussicht auf einen grossen Fisch.
In diesem Beitrag auf Alpenforelle gibt es ausserdem 16 hilfreiche Tipps zum Eisfischen auf Salmoniden.
Anreise
Der Silsersee liegt im letzent Teil des Oberengadins kurz vor dem Malojapass. Wer hier fischen möchte, muss also ins Oberengadin. Kommt man ausserhalb von Graubünden kann man entweder durch den Vereinatunnel oder über den Julierpass. Von Chur aus ist es kürzer über den Julierpass. Am See gibt es diverse Parkplätze (siehe nachfolgende Karte). Allerdings werden die Parkplätze auch von sonstigen Besuchern des Sees benutz, im Wintern gibt es viele Langläufer und Spaziergänger. Ausserdem sollte man daran denken, dass am zweiten Sonntag im März jeweils der Engadiner Skimarathon stattfindet. Start ist zwischen 08:25 und bis ca. 09:45.
Der See
Der Silsersee ist mit 410.3ha der grösste der Oberengadiner Seen. Das beduetet auch wenn alle Patente zum Eisfischen verkauft werden, findet man bestimmt einen ungestörten Platz. Der See ist an der tiefesten Stelle 71m tief und liegt auf etwa 1800 m. ü. M.. Im Winter friert der See zu und hat eine dicke Eisschicht. Sobald die Loipen und Wege auf dem See freigegeben sind, kann man den See betreten. Die Gemeinde lehnt jedoch trotzdem jede Haftung ab. Der See ist sehr gross und auf der Südseite gibt es keine Parkplätze. Man sollte sich daher unter umständen auf einen längeren Weg zu Fuss einstellen, je nach Ort wo man fischen will. Eine Übersicht gibt es auf der untenstehenden Karte. Die Bewilligungen zum Fischen können über die Webseite des Fischreivereins Silsersee bezogen werden. Pro Tag werden nur 30 Patente vergeben. Ein Patent Kostet CHF 35.-. Die Patente können ohne Prüfung oder ähnliches bezogen werden.
Fischbestand
Der Fischbestand im Silsersee ist hoch. Neben einem grossen Forellenbestand welcher auch besatztgestützt ist. Zudem gibt es einen guten bestand an Seesaiblingen, Namaycushs und Äschen. Ausserdem gibt es auch Friedfische im See. Neben einem grossen Elritzenbestand gibt es auch einen kleinen Bestand an Rot- und Schwarzfedern. Der Fischbestand im Silsersee ist sehr gut untersucht und dokumentiert. Anfang 2015 wurde der Schlussbericht zum Projet Lac veröfentlicht. Im Projet Lac wurden von der eawag zwischen 2010 und 2014 insgesamt 22 Seen erforscht um ein übersicht über die Ökosysteme zu bekommen. In Graubünden wurden dazu der Puschlaver- und der Silsersee untersucht. Aus dem Schlussbericht lassen sich einge Rückschlüsse zum Fischen ziehen. Bei den Untersuchungen hat man herausgefunden, dass im Silsersee viele sehr grosse Namaycush vorkommen.
Da das Eisfischen vor allem auf die grossen Namaycush abzielt, habe ich die wichtigsten Erkenntnisse zum Namaycush im Silsersee zusammengefasst. Der gesamte Bericht kann auf der Webseite des Bünder Amtes für Jagt und Fischerei eingesehen werden. Gemäss dem Bericht kommen die Namaycush vor allem in den Tieferen Bereichen des Sees (12-50m tiefe) vor. Interessant ist auch, dass die Namaycushs im ganzen See vorkommen, es also kein geografisches Muster gibt. Man kann also grundsätzlich an allen stellen erfolgreich sein. Im Bericht ist zudem Vermerkt, dass die Namaycush aber vorwiegend in grossen tiefen vorkommen. Gemäss der Untersuchung wurden die Namaycushs vor allem in Grundnähe und nicht im Freiwasser festgestellt.
Regeln zum Eisfischen
Da vor allem die Namaycushs reduziert werden sollen, gibt es gewisse Einschränkungen was die Fangmethoden angeht. Zudem wird der See auch anders genutz als zum Eisfischen. Die Regeln sollen dazu beitragen, das möglichst nur Namaycushs gefangen werden und die anderen Fischarten wie Forellen, Seesaiblinge und Äschen zu schonen. Wichtigsten Regeln sind:
-Fischen von 07:00 bis 17:00
-30m Abstand zu Loipen und Wegen
-Maden und Würmer Verboten
-Angelweite mindesens 1cm
-Widerhakenverbot (ganz Graubünden, dürfen auch nicht mitgeführt werden)
-Nur Handbohrer erlaubt um Löcher zu machen
-Lochgrösse maximal 20cm
-Keine Fangzahlbeschränkung und Gröseenbeschränkung für Namaycush
Alle genauen Angeben gibt es auch auf der Webseite des Fischereivereins Silsersee. Die Lochgrösse von 20cm mag etwas irritieren, wenn man an Fische über 90cm denkt. Bis jetzt ist allerdings noch keine Landung an der Lochgrösse gescheitert. Einige sehr grosse exeplare haben aber kratzspuren davongetragen.
Tipps zum Fischen
Um mit den gegeben Regeln die Namaycushs gut befischen zu können gibt es einiges was man beachten kann. Die Standortwahl spielt eine grosse Rolle. Viele Eisfischer orientiern sich an der kleinen Insel in der Nähe von Plaun da Lej. Grundsätzlich kommen die Namaycushs jedoch im ganzen See vor, so dass man sich nicht auf die Stelle beschränken muss. Wichtiger ist eher, dass man in den richtigen Tiefenzonen fischt, also nicht dort wo der See nur einige Meter tief ist, und auch nicht in der ganz tiefen Zone. Namaycush scheuen grundsätzlich das Licht und die Oberfläche. Im Winter wird das Licht jedoch von Eis und Schnee verdeckt. Daher kommen die Fisch auch in Flachere Zonen. In Nordamerika wo der Namaycush herkommt werden beim Eisfischen Tiefenzonen zwischen -4m und -15m befischt. Dies schränkt die Platzwahl schon etwas ein. Auf der untenstehenden Karte sind die Tiefenlininen gemäss der offiziellen Landeskarte eingezeichnet. Die Karte kann in Google Maps (auch in der App) geöffnet werden, so das man sich auf dem Eis orientieren kann. Interessant in Seen sind immer Kanten und Ecken. Stellen an welchen der See tief Abfällt am besten noch mit Biegungen. Interessant sind ausserdem Erhebungen im See.
Die Höhenlinien auf der Karte sind gemäss denen der offiziellen Schweizer Karte. Die roten Fische sind Spots an denen Fische gefangen wurden, jedoch nur ungefähr. Die genaue Position ist meistens nicht bekannt. Die grünen Fische sind Netze bei denen im Projet Lac auffällig viele Namaycushs gefangen wurden. Bei den Echolotpunkten wurden beim Projet Lac ein hohes Fischaufkommen festgestellt.
Köder
Namaycushs werden mit diversen Ködern gefangen. Der Schweizer Rekord Namaycush wurde auf eine winzige Nymphe gefangen. Im Sommer werden im Silsersee gerne grosse Löffel verwendet. Für das Eisfischen muss man jedoch vor allem auf Vertikalköder zurückgreifen. Mögliche Köder sind Zocker, Jigs (Gummifische), oder Twister. Zudem ist alles was etwas Geruch oder Geschmack hat interessant. Hier gibt es verschiedene möglichkeiten ausserhalb von Fischteilen Beispielsweise gibt es Gummifische mit Geschmack oder spezielle Köder welche mit Geschmacksöl befüllt werden können. Auch Forellenteig ist eine Möglichkeit. Grosse Namaycushs ernähren sich vor allem von anderen Fischen. Daher liegen Köder wie Fischteile (Schlund) oder Köderfische nahe. Diese kann man als Vorbereitung schon während der Saison einfieren. Hier eigen sich neben dem Schlund (Speiseröhre zwischen Maul und Magen) auch Teile, welche beim Filetieren übriggeblieben sind. Zudem werden teilweise auch Nymphen in der nötigen Grösse angeboten.
Montagen
Die Montage kann man verschieden gestallten. Man kann entweder mit einem einzelnen Köder (z.B. Gummifisch) fischen. Dies ist vor allem gut, wenn man aktiv fischt. In Graubünden sind Maximal drei Hakenspitzen erlaubt. Dies kann mittels einer Dropshot Montage mit drei Haken ausnutzen. So kann man verschiedenen Köder auf einmal anbieten. Die Haken kann man in einem Abstand zwischen 20cm und 50 cm anknoten. Mehr ist nicht ratsam, da sonst die Montage zu lang wird. Als Gewicht verwendet man zum Eisfischen zwischen 5g und 15g. Mehr ist nicht Ratsam, da Köder sonst zu schnell sinken und nicht richtig spielen können. Die Bleiform ist etwas egal, beim Eisfischen gibt es selten Hänger. Man kann das verwenden, was man grade hat Birnenblei, Bleidraht, Jigköpfe oder ähnliches.
Köderführung
Beim Eisfischen sollte der Köder grundsätzlich nicht zu schnell geführt werden. Die Fische sind aufgrund der tiefen Temperaturen Träge. Für das Fischen auf Namaycush im Silsersee relativiert sich dies jedoch etwas. Gemäss Messungen im Zusammenhang mit dem Projet Lac ist die Wassertemperatur in einer Tiefe von 25m auch im Sommer bei etwa 6°C ist. Die Wassertemperatur verändert sich also nicht stark über das Jahr und die Fische sind an tiefe Temperaturen gewöhnt. Daher kann man den Köder auch etwas aktiver führen. Da die Namaycushs vor allem am Grund leben ist es Sinnvoll den Köder zuerst richtung Grund sinken zu lassen. Dies ist zudem gut um die genaue Tiefe auszuloten. Danach kann man den Köder immer weiter nach oben holen. Wichtig ist auch das man auf einer höhe immer einige Ruckbewegungen macht, so dass der Fisch dem Köder nachschwimmen kann. Eine weitere möglichkeit ist eine eher passivere Köderführung. Diese können zwischendurch für 3 bis 10 Minuten auf einer Höhe belassen werden. Die Rute kann man dann einfach in den Schnee stecken.
Fische Suchen
Die Grossen Namaycushs streifen oft im See umher und man muss sie etwas suchen. Silsersee Profis kennen die Guten stellen von genauen Unterwasserkarten und können diese daher gezielt befischen. An den richtigen Stellen dauert es meistens nur sehr kurz bis ein Namaycush beisst, meistens beim ersten oder zweiten Mal wenn der Köder in die Tiefe gelassen wird. In Nordamerika werden daher in einem Gebiet oft etwa 10 Löcher in einem kleinen Gebiet gebohrt um die Fische suchen zu können. Die Gebiete werden auch nur kurz befischt, ca. 20 bis 40 Minuten, wenn kein Fisch beisst. Die Löcher sollten nicht zu nah aber auch nicht zu weit voneinander entfernt sein etwa 5m bis 9m sind meistens ausreichend.
Rute
Zum Eisfischen gibt es spezielle Ruten. Diese sind sehr kurz und weich. So können die Fische im Eisloch gut gedrillt werden. Eine spezielle Eisrute ist jedoch nicht nötig, es funktioniert auch eine kurze Spinnrute (nicht länger als 1.8m). Ruten sowie andere Ausrüstung (Bohrer und Schöpfkelle) lassen sich oft auch mieten, beispielsweise bei Fishing Products Battaglia für CHF 30.- pro Tag.
Eisbohrer/Schöpfkelle
Um überhaupt fischen zu könnnen braucht man zudem einen Eisbohrer. Auch diese Ausrüstung kann man mieten. Zudem kann man im Restaurant Murtaröl auch Bohrer ausleihen, allerdings weiss ich nicht zu welchen konditionen und wie viele vorhanden sind. Ist das Loch gebohrt schöpft man mit der Schöpfkelle kleine Eisteile weg. Dies geht am besten wenn man nicht zu schnell sondern ruhig das Eis abschöpft.
Schnur/Rolle
Bei der Rolle gibt es nichts grossartiges zu beachten, man braucht keine spezielle Rolle. Bei der Schnur kann man hingegen einiges beachten. Die Schnur sollte lang genug sein, vor allem wenn man in tiefen bis 40m fischen will. Zudem darf die Schnur etwas dicker (0.25mm) sein, da sie an der Eiskante entlang krazten kann. Ist die Schnur etwas dicker ist man auf der sicheren Seite. Zudem kann man bei Bedarf immer noch ein dünneres Vorfach verwenden. Geflochtene Schnüre sollte man nicht verwenden. Diese können sich mit Wasser vollsaugen und festfrieren. Zudem ist es Ratsam, die Schnur zu markieren (z. B. alle 5m). So hat man immer einen guten Überblick in welche Tiefe man fischt. Dies ist auch praktisch, da die Fangtiefe auf der Statistik mit angegeben werden muss.
Echolot
Echolotgeräte sind zum Eisfischen auf dem Silsersee erlaubt und werden auch verwendet. Die Geräte können helfen Fische und die richtige Stelle zu finden. Wer eines besitzt sollte es unbedingt mitbringen. Teilweise kann man solche Geräte auch mieten, beispielsweise bei Fishing Products Battaglia. Es ist jedoch nicht notwendigt, man kann auch ohne Echolot fische fangen.
Sonstige Ausrüstung
Wer auf dem Silsersee fischt muss sich bewusst sein, dass das Wetter ziemlich extrem sein kann, in allen Belangen und vor allem wenn man einige Stunden auf dem See ist. Man ist den Elementen ziemlich ausgeliefert. Der Wind kann ziemlich stark und kalt sein, Winschütze sind übrigens nicht erlaubt und ausserdem auch nicht sehr praktisch, wenn man oft den Standort wechselt. Zudem sollte man sich warm und Winddicht anziehen. Andererseits kann man auch sehr schönes Wetter haben, dann muss man sich vor allem vor der Sonne schützen, der Schnee reflektiert zudem die Sonne. Praktisch ist zudem ein Schlitten oder Plastikbob, dann muss man die Ausrüstung nicht tragen. Der Bob ist praktisch bei weichem Schnee (kippt nicht so leicht), der Schlitten ist praktisch zum Sitzen. Aussdem sollte man warme Getränke und/oder einen Kocher mitnehmen. Es bleibt meistens genug Zeit um etwas zu Kochen. Im Restaurant Murtaröl kann man ausserdem ein Fondue buchen zum mit auf den See zu nehmen. Ausserdem muss man damit rechnen das Wasser auf dem Eis ist und man nasse Füsse bekommen kann. Ist zu viel Schnee auf dem Eis, drückt der Schnee das Eis nach unten und es Läuft Wasser auf das Eis, ist es zu Warm, schmilzt der Schnee und das Wasser kann nicht ablaufen.
Persönlicher Eindruck
Das Eisfischen ist etwas anderes und hat mir persönlich sehr viel Spass gemacht. Obwohl es zwischendurch etwas harzig war, hat der Fang eines 50cm Namaycush sehr motiviert. Zudem war die Karte zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht so genau und ich hatte einige Tipps noch nicht. Daher steht für mich fest, solange das Eisfischen auf dem Silsersee erlaubt ist, ist das Ziel mindestens einmal pro Saison das Angebot auch zu nutzen. Natrülich Ist dies auch immer mit der Hoffnung auf einen Namaycush über 90cm verbunden.