Am einem schönen Sommertag Mitte August habe ich mich auf den Weg ins Calancatal zum Fischen gemacht. Für das Calancatal habe ich mich aus zwei Gründen entschieden. Einerseits hatte ich Lust etwas neues zu entdecken, andererseits ist die Fangstatistik für das Calancatal (Region H2) mit 2.18 Fischen pro Ereignis atemberaubend gut, verglichen mit dem restlichen Kanton. Mit dem Bündner Patent lässt es sich zudem im ganzen Kanton fischen. Etwas abschreckend war im ersten Moment die Anfahrtszeit. Google Maps prognostiziert von Chur etwa zwei Stunden bis Valbella, dem letzten Ort im Calancatal. Bei näherer Betrachtung ist das aber auch nicht viel weiter als bis ins Unterengadin oder zum Berninapass. Längere Fahrtwege gehören in Grabünden einfach dazu.

Fangstatistik
Im Vergleich zu allen anderen Regionen ist das Calancatal durchaus auffällig in der Fischfangstatistik. Der Befischungsdruck ist im unteren Bereich der Liste. Die Fangstatistik verrät ausserdem, dass relativ wenig Fischer im Calancatal unterwegs sind. Je weiter fortgeschritten die Saison, desto weniger ist los. Gefangen werden in den Bächen hauptsächlich Bachforellen, vereinzelt aber auch Regenbogenforellen und Bachsaiblinge.
Mängel bei der Vorbereitung
Die Vorbereitung für diesen Ausflug war etwas mässig. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt zu Oberst anzufangen. Nicht aus einem bestimmten Grund, sondern mehr aus Interesse wie es dort so aussieht. Normalerweise schaue ich bei abgelegenen Gewässern immer noch mal auf die Wanderkarte um die Zugänglichkeit etwas besser einschätzen zu können und den Rückweg zu planen, hatte ich aber dieses Mal vergessen.Normalerweise mache ich mir auch noch ein Kurzes Bild der Lage vor Ort mit dem Buch „Fische und Krebse in Graubünden“. Die Verbreitungskarte gibt Aufschluss über die Verbreitung und das Vorkommen über die Fische in den einzelnen Gewässern. Zwar ist es nur ein grober Überblick und gibt leider auch keinen Auskünfte über die Besten stellen, aber besser als gar nichts. Ausserdem hatte ich einige Tage vorher meinen besten Köder in der Plessur versenkt und keinen passenden Ersatz bis dahin gefunden. Morgens beim Losgehen hatte ich in der Hektik die Powerbank liegen lassen, weswegen ich den ganzen Tag mit einem schwachen Iphone Akku zu kämpfen hatte.Immerhin habe ich daran gedacht die kühl Akkus für die Kühlbox kalt zu stellen, es versprach ein warmer tag zu werden.
Sonderregelungen
Im Zuge der Vorbereitung hatte ich auch die Gewässer des Calancatals in meine Hilfskarte eingetragen, damit ich es etwas einfacher hatte die richtige Gewässernummer zu finden. Zudem habe ich einen Blick in die Betriebsvorschriften gegeben. Dabei gab es zwei Dinge welche mir aufgefallen sind, die Äsche ist in sämtlichen Gewässern des Calancatals geschützt und die Mindestlänge für Forellen beträgt nur 22cm. Die Tatsache, dass die Forellen nur 22cm sein müssen, erklärt zu einem gewissen Grad sicher die gute Fangstatistik.
Anfahrt
Da ich nicht der extreme Morgenmensch bin, bin ich eher spät losgefahren. Trotz Ferienverkehr bin ich zügig durchgekommen. Bei Ausfahrt Grono war die Verkehrsführung etwas unübersichtlich ich bin jedoch ohne Umweg auf die Strasse in Calancatal gekommen. Auf den ersten Kilometern ins Tal sind mir die ersten Zweifel gekommen. Das Tal ist eingangs ziemlich schmal und tief. Der Zugang ist, soweit ich es erkennen konnte, nur von Grono oder an einer Stelle auf halbem Weg nach Buseno möglich. Die Sorgen waren unbegründet. Nach Buseno führt die Strasse oft dem Talboden nach. Auf dem Letzten Abschnitt zwischen Rossa und Valbella ist die Strasse nur noch Einspurig. Das ist aber nicht wirklich ein Problem, da es ausreichen Ausweichmöglichkeiten gibt. Man ist aber noch auf der richtigen Strecke.
Oberster Abschnitt 851
Der oberste Abschnitt fängt bei der Wasserfassung Oberhalb von Valbella an. Die befestigte Strasse geht bis zum Parkplatz hinter Valbella. Danach beginnt eine unbefestigte Strasse. Das Gebiet gehört wohl zum Schiessplatz Hinterrhein und kann mittels einer Schranke gesperrt werden. Die Zufahrt über die Schotterstrasse ist aber über die unbefestigte Strasse weiter möglich. Es ist aber zu empfehlen die Tafel bei der Schranke zu beachten. Die Oberste Strecke beginnt bei der Wasserfassung Valbella. Das Wasser wird hier ins Misox umgeleietet. Was danach von der Calancasca übrig blieb ist nur noch ein trauriger Rest, was aber auch am allgemein trockenen Sommer 2018 gelegen haben kann. Im Becken der Wasserfassung konnte ich einige Forellen beobachten, die ich mit meinen Spinnködern (Gummifisch und Mepps) nicht zum Biss bewegen konnte. Die Fische haben jedoch nach Insekten an der Oberfläche geschnappt. Eine Fliegenrute wäre hier wohl die bessere Alternative gewesen.Was danach folgte war frustrierend. Bis zur Einmündung des Baches Ör del Margna lief überhaupt nichts. Kein Biss, kein Nachläufer, nicht mal ein weghuschender Schatten im Wasser. Auch konnte ich keine kleinen Fische am Rand ausmachen. Ab der Einmündung des Baches wurde es besser. Einige Nachläufer und ein Biss, der Fisch war aber zu klein und schwimmt deshalb wieder. Auf Höhe der Brücke bei Pian d’As konnte ich dann meine erste Forelle mitnehmen. Kein riesen Ding, aber dafür wunderschön gefärbt. Danach war der Bach durch Geröll und Bäume verschüttet, hier kam vor kurzem wohl ein Erdrusch runter. Man könnte die Stelle zwar über den Wanderweg umgehen, es war aber bereits Mittag und ich hatte den Zmittag im Auto liegen lassen. Also zurück zum Auto.

Zweiter Abschnitt 852
Nach dem etwas frustrierenden Vormittag habe ich mich auf den Weg abwärts gemacht, den Zweiten Abschnitt 852 bis Augio zu befischen. Den ersten halt habe ich noch vor der Brücke nach Valbella gemacht. Dort ist ein relativ grosser Platz wo man gut parkieren kann. Neben der Brücke kommt man zudem gut zur Calancasca. Nachdem ich das Bild nach dem Stauwehr gesehen hatte, war die Befürchtung, dass nur wenig Wasser im Bach ist, dies hat sich glücklicherweise jedoch nicht bestätigt. Fischereitechnisch gesehen war der Abschnitt jedoch nicht sehr ergiebig. Ich hatte einige kleine Fische am Haken. Zudem gibt es hohe Schwellen, welche für Fische eher schwierig zum Aufsteigen sind. Der Aufstieg ist auch eher mühsam, das Gelände steigt stark an. Landschaftlich gesehen, lohnt sich aber kurz zu halten. Es gibt wunderschöne Pools, vom Wasser aus dem Fels geschliffen. Diese erinnern an das Verzascatal und laden zum Baden ein, was auch ein Grund für den geringen Fischbestand sein kann.

Der nächste halt war Rossa. Dort befindet sich an der Strasse direkt an der Calancasca ein grosser Parkplatz. An dieser Stelle war der Bach voll von Fischen. Überall waren Fische im Wasser, alle paar Meter sind Schatten im Wasser durchs Wasser geflizt. Die Strecke ist genial zum Fischen. Leider hatte ich nur Fehlbisse oder die Fische verloren. Nach etwa 500m fing das Gelände wieder an steiler zu werden. Genau unter der ersten Brücke nach Valbella. Ab dort habe ich mich wieder auf den Weg zurück zum Auto und weiter abwärts gemacht.

Das Dorf Augio war die nächste Station. Vor dem Dorf (von unten gesehen), bei der Brücke ist ein Parkplatz auf dem ich das Auto abgestellt habe. In Sichtweite ist ein Angelteich, um den ich jedoch einen Bogen gemacht habe. Der Bach ist an der Stelle schon wieder recht breit und an den Ufern ziemlich eingewachsen. Fische habe ich jedoch nicht wirklich zu Gesicht bekommen, das kann jedoch auch an den vielen Badenden Leuten im Fluss gelegen haben.
Dritter Abschnitt 853
Die einzige Schonstrecke an der Calancasca befindet sich nach Cauco, was ich zum Anlass genommen habe, die Strecke oberhalb zu befischen. Es gibt hier einige schöne Stellen wo der Bach von Bäumen überhangen ist, ideale Bedingungen. Die Fische bissen auch ziemlich gut, leider hatte ich auch hier wieder Pech und alle wieder verloren. Nach dem etwas frustrierenden Abstecher habe ich mit auf den Weg weiter abwärts gemacht.

Das Auto habe ich beim letzten Halt auf den Parkplatz bei Seilbahn Selma abgestellt. Von dort habe ich die Calancasca aufwärts befischt, bis nach Cauco. Die Calancasca ist dort wieder breiter und im flacheren Teil nach der Brücke nach Selma voller Fische. Hier hatte ich viele Bisse allerdings waren die meisten Fische nur knapp am Mindestmass von 22cm und deshalb wieder im Wasser. Jedoch hat auf halber Strecke eine 32 cm Forelle gebissen, der grösste Erfolg bis dahin.Danach hat kam die Nacht und es wurde definitiv zu dunkel zum Fischen. Ich habe mich wieder auf den Rückweg nach Chur gemacht.

Fazit
Hätte ich besser geplant und ins das Buch „Fische und Krebse in Graubünden“ geschaut, wäre mir aufgefallen, dass der Fischbestand im unteren Teil der Calancasca Richtung Stausee besser gewesen wäre. Das deckt sich auch mit der Erfahrung die ich gemacht hatte. Je weiter abwärts ich gekommen bin desto besser wurde es. Die Erfahrung war jedoch einmalig, und die Landschaft ist wunderschön. Leider hat sich der Verdacht etwas bestätigt, dass die gute Fangstatistik vor allem durch das Mindestmass von 22cm zu Stande kommt. Ich komme jedoch auf jeden Fall wieder um auch den unteren Teil des Tales zu befischen.