Bei der Encounter Rute handelt es sich um ein Set bzw. eine Kombo. Das bedeutete, es ist alles dabei von Rute, Rolle, Wurfschnur usw. Man braucht eigentlich nur noch eine Fliege und kann losfischen. Die Encounter Serie von Orvis ist die Ensteigerserie. Auf deutsch bedeutet Encounter so viel wie begegnen. Neben der Fliegenrute gibt es beispielsweise auch eine Encounter Wathose oder Watschuhe. Die Fliegenrute wurde in den USA entwickelt jedoch in China produziert.
Achtung: Dieser Test gilt für die Rute Orvis Encounter vor 2022, also einer Combo, welche nicht mehr verfügbar ist.
Ich habe mich bei der Rute für eine Orvis Encounter Schnurklasse 6 9ft (2.75m) entschieden. Dies zum einen, da man ziemlich alles mit der Schnurklasse fischen kann, von Streamern bis zu kleinen Trockenfliegen, zum anderen eignet sich Schnurklasse 6 aber auch zum fischen auf alle möglichen Arten, von Bachforellen bis zu kleineren Hechten. Zudem wären auch Meerforellen möglich, sämtliche Ecounter Ruten sind gemäss Orvis salzwassertauglich.
Die Rute ist verfügbar zwischen Schnurklasse 5 und 8. Die Längen können je nach Schnurklasse ziwschen 8ft bis 10 ft variieren. Von manchen Schnurklassen gibt es auch verschiedenen Längen. Die Rute ist für 225.- Euro bzw. CHF 249.- zu bekommen. Alternativen, welche im gleichen Preissegment sind, sind die Vision Fisu 2 für 209.- Euro (229.- CHF), die Redington Crosswater für 199.50 Euro (CHF 229.-) oder die Guideline Kaitum für 259.- Euro (CHF 299.-).
Rute
Die Rute ist eine vierteilige Midflex Rute. Diese erlaubt ein angenehmes Werfen. Die Schlaufen werden zwar etwas grösser und nicht sind nicht ganz so präziese wie härtere Ruten, die Rute hat jedoch den Anspruch auch für Anfänger geeignet zu sein. Eine Midflex bzw. Mid Action Rute ist daher ideal, da diese Wurffehler eher verzeit. Mit der Rute lassen sich aber auch schwerere Streamer oder Multi Fly Rigs wie zum Beipiel Dry dropper problemlos Werfen, ohne dass man Gefahr läuft das sich die Montage verheddert.
Auch im Drill fühlt sich die Rute sehr gut an. Zwar konnte ich während den Tests keine aussergewönlich grossen Fische fangen, bei Forellen in normalen grössen von ca 35cm hat die Rute Kopfschläge gut abgefedert. Mit der Rute Klasse 6 konnte ich zudem auch grössere, schwerere Streamer problemlos werfen.
Grundsätzlich fand ich die Rute etwas underlined, die Wurfschur also zu leicht für die Rute. Mehr dazu unter dem Abschnitt Wurfschnur. Was ebenfalls etwas unpraktisch ist, ist eine fehlende Schlaufe für die Fliege. Zwar kann man die Fliege auch am Korkgriff oder am untersten Rutenring einhängen, zum sauberen ausrichten beim Aufbau finde ich die Schalufe für die Fliege jedoch sehr praktisch.
Rolle
Die Rolle ist eine Large Arbor Rolle aus Plastik. Grundsätzlich kann man für so einen Preis nicht mehr erwarten. Die Rolle ist aber auch der Teil einer Ausrüstung, bei welchem man sparen kann, vor allem wenn man nur auf Forellen fischt. Die Rolle dient dann eigentlich nur als Schnurspeicher und Gegengewicht. Die Bremse lässt stufenlos einstellen und läuft auch rund. Ausserdem ist die Rute mit der Rolle gut ausbalanciert.
Das Plastik fühlt sich zwar nicht wirklich wertig an, eher billig, ist aber wie gesagt für den Preis völlig OK. Grade wenn die Rolle herunter fällt können teure, gefrässte Rollen schnell zerbrechen. Das kann bei der Plastikrolle nicht passieren. Die Rolle ist jedoch etwas gut gefüllt, was dann etwas mühsam ist, wenn man die Wurfschnur nicht sauber aufwickelt.
Wurfschnur
Die Wurfschnur ist eine einfache WF-Wurfschnur. Tortzdem dass die Wurfschnur schon auf der Rolle ist, konnte ich keinen Memoryeffekt feststellen. Die Wurfschnur hat sich wie einen neue Schnur gestreckt. Die Schnur ist ausserdem sehr gut sichtbar auch bei schlechtem Licht. Am vorderen Ende ist die Wurfschnur mittels Schlaufe mit dem Vorfach verbunden.
Leider fehlen genaue Angaben wie die genaue Bezeichnung, die Schnurklasse der Wurfschnur oder die Grain Anzahl. Daher kann man nur darüber spekulieren, was für eine Wurfschnur wirklich auf der Kombo ist. Am wahrscheinlichten ist eine Orvis Encounter WF-Schnur Klasse 6, welche 172.5 Grain hat. Die Schnur hat ausserdem keine Loop am ende sonder ist mit einem Nagelknoten befestigt. Ein Wechsel wird so etwas erschwert.
Persönlich fand ich die Schnur etwas zu leicht für die Rute. So hatte ich immer das Gefühl ich brauch ein, zwei Leerwürfe mehr um die Rute gut aufzuladen. Sobald genug Schnur draussen ist, funktioniert die Kombo, auf kürzere Distanzen war mir die Schnur zu leicht. Besser hat mir die Rute mit einer 200 Grain WF Schnur gefallen, welche eigentlich für eine Rute Schnurklasse 7 gedacht ist.
Backing
Das Backing ist normales, oranges Backing. Zum Forellenfischen ist dies völlig ausreichend, auch von der Menge her. Wie bereits geschrieben ist die Rolle etwas gut gefüllt, hat also eher zu viel Backing auf der Rolle. Kürzen ist etwas umständlich, da man einen neuen Nagelknoten machen muss. Das ist kein Hexenwerk, für Anfänger, für die die Rute unter anderem gedacht ist, kann es etwas tricky sein. Was etwas stören ist, ist dass das Backing auf die Wurfschnur abgefärbt hat.
Vorfach
Das Vorfach ist etwa 12ft lang und zum Schluss sehr dünn. Leider ist auch hier nicht genau bekannt, was für ein Vorfach genau an der Rute ist. Dies ist etwas unpraktisch, da man so nicht genau weiss, was man nachkaufen müsste, zum anderen weiss man so nicht, welches Tippetmaterial passen würde. Praktisch ist, dass das Vorfach mittels Schlaufenverbindung mit der Wurfschnur verbunden ist. So ist ein Wechsel einfach.
12ft Vorfach sind auch eher gut gemeint, vor allem für Anfänger sind 12ft eher lang. Für Streamer ist das Tippet deffinitifv auch zu dünn. Da ich sowieso mit Vorfachring fische habe ich das Vorfach einfach auf ca. 8ft. gekürzt und den Vorfachring angeknotet, was ich hiermit auch jedem empfehle.
Verpackung
Die Rute kommt in einem Cordura Rutenrohr, die Rolle ist in einem extra Säckchen. Um die Rute zu verstauen muss man die Rolle entfernen. Im Rohr drinne ist die Segmentierung fix verbaut. Diese Lösung ist etwas unpraktisch. Kombos anderer Hersteller haben ein Rohr bei dem die Rolle mit im Rohr versorgt werden kann. Dass mach vor allem für Anfänger mehr Sinn, wenn man keinen Rutenkoffer hat. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas (Zuhause) liegen bleibt geringer.
Für einen Rutenkoffer ist die Lösung ebenfalls nicht so ganz praktisch, da man kein Stoff Etui hat in dem die Rute liegt. So liegt die Rute lose im Rutenkoffer, was nicht so ganz ideal ist.
Preis
Die ganze Kombo kostet im Euroraum 225.- Euro und in der Schweiz CHF 249.-. Der Preis ist für eine Einsteigerrute durchaus OK und vergleichbar mit anderen. Es gibt zwar günstigere Kombos, zum einen Noname Produkte, welche ab etwa 100.- Euro zu bekommen sind oder auch günstigere Marken wie Greys, welche Kombos für etwa 150.- Euro verkaufen. Orvis reiht die Encounter aber bei den etwas teureren Kombos zwischen 200.- Euro bis 300.- Euro ein.
Was etwas störend ist, dass die Kombo in den USA für 169.- Dollar zu bekommen ist. Dies ist zwar ohne die üblichen Sales Taxes, aber wenn man das Maximum von 10% Sales Taxes draufschlägt kommt man auch nur auf 185.90 Dollar. Rechnet man diese 185.90 Dollar mit einem 0.83 in Euro um kommt man auf 154.30 Euro. Klar sind die Vertriebstrukturen in den USA anders als in Europa.
Zudem wird die Rute gemäss Orvis Deutschland aus den USA importiert, was zusätzliche Kosten verursacht. Egal wie man es betrachtet, die Kombo wird in Europa teurer verkauft, und zwar etwas über 40% teurer. Der Preis in der Schweiz ist, verglichen mit dem Europreis praktisch identisch, verlgichen mit dem Dollarpreis jedoch ebenfalls zu hoch.
Dies hinterlässt für mich ein etwas schales Gefühl, dass ich zu viel für die Kombo bezahlt habe. Bestellen in den USA ist nicht wirklich eine alternative da man sich dort mit Zollformalitäten rumschlagen muss oder im Garantiefall die Rute wieder in die USA schicken muss. Auch bei anderen amerkianischen Herstellern kann man solche Aufschläge finden im Falle der vergleichbaren Kombo Redignton Crosswater (169.99$/199.50 Euro) ist der Aufschlag jedoch deutlich kleiner, unter 30%.
Gesamteindruck
Der Gesamteindruck der Rute ist gut. Zwar gibt es einige kleine Schwächen, beipielweise das Rutenrohr oder die fehlende Schlaufe für eine Fliege, dies sind jedoch Details, welche beim Fischen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Grundsätzlich bekommt man eine solide Rute.
Etwas störender ist, dass sich die Rute eher underlined anfühlt, was das Werfen für Anfänger etwas mühsamer macht. Ausserdem ist die Preispolitik von Orvis etwas fragwürdig.