Fliegenfischen ist wohl die vielfältigste Art des Fischens auf Forellen. Mit der gleichen Rute kannst du innerhalb kurzer Zeit von einer Trockenfliege auf eine Nymphe oder einen Streamer wechseln. Die ständige Frage ist nur, was aus den vielen Möglichkeiten fängt heute?
Aus dem Werkzeugkasten gilt es, die passende Technik auszuwählen. Für tief stehende Fische eignet sich ein tief laufende Nymphe, für steigende Fische eine Trockenfliege, für raues Wasser braucht man einen gut schwimmenden Bissanzeiger usw.
Grundsätzlich gibt es aber kein Richtig und kein Falsch. Wer fängt hat recht und wenn du auch ohne Fang glücklich bist, wenn du nur deine Trockenfliege fischen willst ist das dein gutes Recht.
1 Vorbereitung zu Hause und vorher
Du kannst bereits viel zu Hause recherchieren und schauen wie es am Gewässer aussieht. Bei unbekannten Gewässern loht sich immer ein Blick auf Satelitenbilder und Karten. So kannst du dir schon mal grobes Bild machen, auf was du dich einstellen musst.

Interessant ist auch immer etwas das Wetter zu beobachten, dies gibt bereits Auskunft, was man am Gewässer vorfindet. Bei Regen meide ich bestimmte Abschnitte, da das Wasser dort sowieso mehr Kakao und kaum befischbar ist.
Es gibt zudem ein breites Netz an Messstationen an Gewässern. Teilweise liefern diese auch schon die Wassertemperatur. Die Abflüsse muss man etwas im Blick behalten um ein gefühl dafür zu entwickeln, hier können Notizen helfen. So weiss man irgendwann, wie das Gewäss bei einer bestimmten Abflussmenge befischbar ist.
Eine weitere Möglichkeit ist das Internet. Zum einen kann man mit der Suchmaschine seiner Wahl manchmal schon gute Informationen finden. Auch Facebookgruppen sind gute Informationsquellen. In Angelläden kann man auch immer gute Infos bekommen.
Verschiedene Apps und Webseiten zur Planung für die Schweiz findest du übrigens in diesem Beitrag auf Alpenforelle.
2 Am Gewässer
Auch am Gewässer gibt es Zeichen, welche dir zeigen, wie aktiv die Fische sind und welche Köder fangen können. Wie aktiv die Forellen sind und wo sie zu finden sind, lässt sich zum Beispiel an der Wassertemperatur erkennen.

Am Wasser ist es daher immer sinnvoll die Wassertemperatur zu messen. Ein Thermometer hilft hier. Es gibt einige Kippunkte, bei denen Forellen, das Verhalten ändern und aktiver oder passiver werden. Unter 4°C Wassertemperatur fressen die Forellen kaum und sind sehr passiv, ab 10°C fangen Forellen an, an der Oberfläche zu fressen, ab 13°C Wassertemperatur sind die Forellen sehr aktiv und auch im schnellen Wasser zu finden.
Mehr zu den Wassertemperaturen beim Forellenfischen gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle.

Für die Fliegenauswahl hilft es, die Steine am Wasser etwas umzudrehen um zu sehen welche Larven da sind oder die Umgebung etwas zu beobachten, ob und welche Fluginsekten in der Luft sind. Die Fliege die du auswählst muss nicht zu 100% über mit dem was du findest oder siehst, solange Grösse und Farbe einigermassen passen, machst du wenig falsch.

Nicht nur die Wassertemperatur sondern auch die Wassertrübung sind relevant. Forellen Fressen sowohl bei klarem als auch bei trübem Wasser. Im Trüben ist die Sicht jedoch nicht so gut. Hier funktionieren grosse und/oder auffällige Fliegen meistens besser. Mehr dazu wie Fische sehen gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle.
3 Gewässerstruktur berücksichtigen
Die Gewässerstruktur ist auch ein Indiz für die Fliegenwahl. Eine feine Trockenfliege Hakengrösse 14 kann man im turbulenten Bergbach schon fischen, die Fliege wird dir aber oft absaufen und du wirst Schwierigkeiten haben sie überhaupt zu erkennen. Hier macht eine gut sichtbare Foamfliege mehr Sinn.

Andererseits machen stark aufklatschendende Fliegen an einem sehr ruhigen Gewässerabschnitten oft wenig Sinn, da sie die Fische eher verschrecken als sie zum Biss verleiten.

In tiefen Abschnitten oder wo nur kurze Drifts möglich sind, helfen schwerer Nymphen oder Streamer schnell auf die nötige Tiefe zu kommen. Mehr über Sinkgeschwindigkeiten von Fliegen gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle. Manchmal hilft auch ein Klemmblei.
4 Die richtige Technik wählen
Beim Fliegenfischen gibt es verschiedene möglichkeiten zum Fisch zu kommen, welche zum Teil sehr unterschiedlich sind. Tief stehende Forellen kann man kann man sowohl mit Euronymphing, mit einem 90° Rig oder auch mit einem tief geführten Streamer im Swing fangen.
Mehr zum Euronympingn gibt es in diesem Beitrag, mehr zum 90° Rig in diesem Beitrag, mehr zum Swing in diesem Beitrag auf Alpenforelle.
Hier muss man etwas abschätzen, wie die Bedingungen sind. An einem breiten Fluss macht Euronymphing nur beschränkt Sinn, da man so keine grossen Bereiche absuchen kann. Am kleinen Bach macht ein 90° Rig wenig Sinn, as dieses eher mit schweren Ruten auf grössere Distanz gefischt wird.

Was auch dazu kommt ist wonach man sich fühlt. Wenn du darauf auf bist, möglichst viele Fische zu fangen, setzt du vielleicht eher auf Euronymping. Wenn du lieber etwas entspannt Fliegenwerfen willst greifst du besser auf eine traditionlle Kombination mit Nymphe oder Trockenfliege zurück.
Persönlich nutze ich Euronymping vor allem dann, wenn ich anders nichts bis sehr wenig fange. Ansonsten macht mir das klassische Fliegenwerfen deutlich mehr spass, auch wenn ich so etwas weniger Fische fange als beim Euronymphing.
5 Trockenfliege, Nymphe oder Streamer?
Eine gute Faustregel ist: Wenn Fische steigen Trockenfliege, wenn nicht Nymphe. Damit macht man in der Regel wenig Falsch. Streamer kann man praktisch immer fischen.
Wenn man keine Forellen steigen sieht hat das meistens den Grund, dass das Wasser zu kalt ist. Unter 10°C Wassertemperatur steigen Forellen praktisch nicht. In diesem Fall kann man sehr gut auf Nymphen zurückgreiffen.
Die andere Variante ist, dass nichts in der Luft oder auf dem Wasser ist, was für die Fische interessant wäre. Dies obwohl das Wasser warm genug wäre. In diesem Fall kannst du auf jeden Fall eine Trockenfliege probieren und schauen, ob sich ein Fisch an die Oberfläche locken lässt.

Nymphen, oder das was sie imitieren, fressen Forellen praktisch immer. Sie sind auch praktisch immer im Wasser vorhanden, egal ob es 3°C kalt ist oder 16°C warm ist.
Nymphen haben je nach Beschwerung unterschiedliche Sinkgeschwindigkeiten. Tungsten sinkt? Deutlich schneller als Messing. Ausserdem nimmt das Gewicht von Kopfperlen exponentiell zu. Eine 3.2mm Tungstenperle ist 0.23g, eine 4mm 0.4g und eine 4.5mm 0.7g. Mehr dazu gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle.
Streamer ist eine Kategorie für sich. Streamer können immer Fangen, hier kommt es mehr auf die Führungstechnik an. Auch hier ist es unter 10°C Wassertemperatur mit aktiv eingestripten Streamern eher schwierig, da Forellen dann noch eher träge sind. Langsam geführte Streamer können jedoch effektiv sein. Mehr zum Streamerfischen gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle.
Im kalten Wasser, also unter 10°C, funktionieren Streamer im Death Drif in der Regel deutlich besser. Auch Streamer an der Euronymping Rute können sehr effektiv sein. Streamer haben zudem den Vorteil, dass man sie deutlich schwerer sind als Nymphen. Sie eigenen sich daher auch gut für Tiefe stellen.
6 Die passende Montage wählen
Neben der Fliege ist auch die Montage relevant. Je nach dem Sind eine, zwei oder sogar drei Fliegen erlaubt. Mehr Fliegen oder generell eine kompliziertere Montage bedeutet auch mehr Chancen auf Schnurchaos. Am wenigsten anfällig auf Tangle (verhedderte Montagen) ist eine einzelne Fliege ohne Bissanzeiger usw..
Ein Bissanzeiger macht jedoch beim Nymphenfischen meistens Sinn. Bissanzeiger ermöglichen nicht nur eine gute Kontrolle über die Position der Fliege, Bissen kann man mit einem Bissanzeiger zudem deutlich einfacher erkennen als ohne. Mehr zum Nymphenfischen mit Bissanzeiger gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle.
In gewissen Situationen kann es aber auch Sinn machen, ohne Bissanzeiger zum Fischen. In diesem Fall erkennst du an der Spitze der Wurfschnur die Bisse. Dies mache ich gerne an ruhigen, tiefen Stellen. Auch wenn du die Nymphe gut im Wasser siehst, kann gut auf den Bissanzeiger verzichten und direkt beim Biss den Anhieb setzen.
Eine sehr vielseitig einsetzbare Montage ist der Dry Dropper, eine Trockenfliege und dazu eine Nymphe. Die Montage setzt natürlich voraus, dass man zwei Fliegen fischen darf. So hast du die doppelte Chance, bisse auf die Nymphe und auf die Trockenfliege zu bekommen. Mehr zum Dry Dropper gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle.

7 Einen Plan haben
Da das Fliegenfischen so viele Möglichkeiten bietet, ist es gut wenn man eine grobe Vorstellung davon hat, wie und was man in welcher Situation etwa fischen möchte. Dazu gehört natürlich auch etwas Erfahrung, wenn du erst mal gemerkt hast, das etwas nicht wie gewünscht funktioniert kannst du es wirklich überdenken.
Zum Fliegenfischen habe ich drei Setups, mit denen ich praktisch alles abdecken kann. Eine Euronympingrute Schnurklasse 3, eine Allroundrute Schnurklasse 5 und eine schwere Rute Schnurklasse 7.

Die Euronymping Rute kommt bei mir vor allem dann zum Einsatz, wenn ich tief fischen muss und nah an die Fische komme. Anfangs der Saison, wenn das Wasser noch kalt ist am Bach ist das für mich eine gutes Setup.
Die schwere 7ner Rute kommt an grösseren Gewässer, für schwere Montagen und bei starkem Wind zum Einsatz. Grössere Bissanzeiger und schwere Streamer über eine grössere Distanz zu transportieren ist mit leichteren Ruten eher schwierig. Auch gegen den Wind komme ich mit der Rute gut an.
Die Allroundrute kommt sonst in den meisten Fällen zum Einsatz für Trockenfliegen, Nymphenfischen mit leichten Bissanzeigern oder auch leichtere Streamer eigent sich die Rute gut.
8 Den Plan verfolgen
Wie gut der gemachte Plan finktioniert stellt sich am Wasser meistens relativ schnell heraus. Wenn im Wasser Fische sind, sollte man auch etwas Fangen oder mindestens sehen bzw. Kontakt haben.
Je nach Bedingungen und Gewässer gebe ich mir 1/2 Stunde bis 1 Stunde Zeit um mit der Montage bzw. mit den Fliegen Bisse zu bekommen. Nach dieser Zeit kann ich etwa einschätzen, wo die Fische zu finden sind und ob meine Montage passt.

Etwas Konstanz zu haben ist wichtig. Bis alles so läuft wie es sollte, dauert es manchmal etwas. Vielleicht hast du schon länger keinen schweren Bissanzeiger gefischt und noch etwas Probleme mit dem Werfen. Dann mach es keinen Sinn nach 15 Minuten die Montage zu wechseln und sich wieder komplett neu einzustellen.
Andererseits macht es auch wenig Sinn etwas tot zu Reiten. Merkst du zum Beispiel, dass dein Bissanzeiger die ganze Zeit attackiert wird, ist das ein zuverlässiges Zeichen dafür, dass nun die Zeit für eine Trockenfliege gekommen ist. Es macht auch wenig Sinn, stur den ganzen Tag mit der gleichen Montage nichts zu Fangen.
9 Wieviel mal den Spot anwerfen?
Je nach Spot und Bedingung, werfe ich drei bis zehn mal an, immer mit entsprechendem Drift. Bei kälterem Wasser mache ich deutlich mehr Drifts als bei wärmerem Wasser. Unter 4°C Wassertemperatur ist es Sinnvoll, die vielversprechenden Spots ach bis zehn mal anzuwerfen, da sich die Fische dort meistens Sammeln.
Bei aktiveren Fischen werfe ich die Spots meistens drei bis fünf mal an. Dies reicht meistens aus um festzustellen ob eine beissfreudige Forelle dort ist.

Die Anzahl Drifts mache ich auch davon abhängig, wie gut die Drifts sind. Wenn ich den Spot sauber angeworfen habe und der Drift auch sauber war reichen weniger Drifts. Wenn ich das Ziel jedoch verfehle, können es auch mehr Versuche werden.
Auch beim Streamerfischen kommt es auf Temperatur, Genauigkeit und den Retrive an. Je optimaler, desto weniger Würfe.
10 Spots effizient abfischen
Um Spots effizient abzufischen gibt des drei Grundsätze. Erst nah, dann weit. Erst hinten, dann vorne. Erst das Flache, dann das Tiefe. So kann ich die Spots effizient befischen.
An den meisten Spots gibt es eine Stelle, welche besonders nach Fisch aussieht. Diese liegt jedoch meistens irgendwo in der mitte des Spots. Fängt man einen Fisch dort verjagt man im Drill mit grosser Wahrscheinlichkeit die Forellen unterhalb.
Gute Spots bieten oft mehreren Forellen einen geeigneten Standort. Wenn man einen Spot systematisch abfischt kann man so oft mehrere Forellen überlisten
11 Beobachten was passiert
Am Gewässer beobachte ich immer, was passiert und rund um mich so läuft. Fangen Fische auf einmal an zu Steigen oder hören sie auf zu steigen?
Interessant ist auch immer zu sehen, welche Insekten oder sonstigen Kleintiere im und am Wasser leben. So kann ich die Fliege auf die Insektenwelt abstimmen.

Comments
Wer einen Artikel überschreibt mit „Mehr Forellen fangen…“ hat Fliegenfischen nicht verstanden
naja, ich gehe normalerweise zum Fischen um auch was zu fangen (;
Aber das habe ich ja eigentlich auch geschrieben, wenn du glücklich bist ohne etwas zu fangen, dann mach es so. Beim Fliegenfischen gibt es kein richtig oder falsch, zu mindest aus meiner Sicht.
Auch ich geniesse die Zeit am Wasser ohne Fischen, was leckeres essen oder einen Kaffee trinken. Wenn jemand das anders macht, darf er das gerne.