Technik für Salmoniden: The Swing

In Wissen by Bastian2 Comments

Swing Fishing ist eine Suchtechnik beim Fischen auf Salmoniden in Fliessgewässern. Die Technik ist typisch beim Fischen auf Lachse mit Zweihandfliegenruten, kann aber auch beim Einhandfliegenfischen, beim Spinnfischen oder auch beim Wurmfischen eingesetzt werden. Die Technik ist eine sogenannte Downstream Technik, wird also normalerweise Flussab gefischt.

Beim Zweihandfischen wird oft die Swingtechnik eingesetzt

Typischerweise wird die Fliege schräg über den Fluss geworfen und swingt danach über die Fischstandorte, bis sie direkt unter dem Fischer ist. Die Technik funktioniert vor allem bei nicht zu schneller Strömung und vielen Fischstandorten gut.

Swinging Wet Flys, dafür gibt es keine vernünftige Übersetzung ins Deutsche, ist sozusagen die ursprüngliche Technik des Fliegenfischen. In den Anfängen des Fliegenfischen wurde mit Bambusruten und Nassfliegen so auf Forellen gefischt. Heut zu Tage wird so vor allem mit der Fliege auf Lachse oder Steelheads geangelt.

Der Swing wird aber auch beim Microspey eingesetzt. Beim Mircrospey wird mit leichten Zweihandruten (bis Zweihandklasse 5) auf Forellen geangelt. Die Technik ist dabei gleich wie beim Lachsfischen, zielt aber auf kleinere Salmoniden ab (Forellen). 

In diesem Beitrag liegt der Fokus auf dem Forellenfischen mit der Fliegenrute und der Swing Technik zum Abwärtsfischen. Die Gewisse Punkte können aber auch für das Lachsfischen, das Spinnfischen oder das konventionelle Fischen übernommen werden. Zum Spinnfischen gib es am Ende des Beitrages noch einig Worte.

Wann und Wo wird der Fly Swing eingesetzt

Der Wet Fly Swing wird vor allem in mittelschnellen Gewässern eingesetzt. Bei zu viel oder zu wenig Strömung funktioniert die Technik nicht wirklich gut. Grade wenn der Gewässerabschnitt eher schwer zu lesen ist mit vielen potentiellen Forellenstandorten ist der Swing eine gute Technik. Microspey eignet sich gut für etwas breitere Forellenflüsse.

Solche wenig strukturierten Stellen lassen sich gut mit der Swingtechnik absuchen

Auf den Britischen Inseln ist das Wet Fly Swinging durchaus noch stark verbreitet, insbesondere der North Contry Style. Im Rest der Welt haben sich jedoch andere Techniken durchgesetzt. Das hat teilweise auch mit der Gewässerstruktur zu tun. In einem Bergbach mit viel Struktur und schnellem Wasser funktioniert der Wet Fly Swing nicht so gut wie in einem ruhiger fliessendem Gewässer.

Typische Stellen am Gewässer wo der Swing gut funktioniert sind Flats, Glides oder Poolenden. Stellen die etwas Flacher sind, viele mögliche Fischstandorte haben und trotzdem genug Strömung vorhanden ist, so dass die Köder auch gut in der Strömung spielen können und die Fliegen auch schön quer durch den Fluss swingen.

An solchen Stellen kann die Suchtechnik ihre Stärken voll ausspielen. Man kann so eine grosse Fläche abfischen und viel Wasser abdecken. Das ist vor allem beim Fischen auf Lachse sehr effektiv, an den genannten stellen funktioniert dies aber auch sehr gut auf Forellen oder Äschen.

Eine Fliege zu swingen ist aber auch eine gute Technik, wenn man die Struktur des Flusses schlecht erkennen kann, weil er getrübt ist, es dunkel ist oder zu es tief ist. Auch bei kaltem Wasser kann die Technik helfen. Manchmal ist es auch schlicht nicht möglich Flussaufwärts zu werfen, auch dann ist der Swing gut.

Etwas abgewandelt kann man die Fliege auch nach einem Death Drift noch etwas Swingen lassen. Dadurch bekommt man mehr Bisse, als man erwartet.

Stärken und Schwächen von der Swing Technik

Die Swing Technik wird eher nach Gefühl gefischt und ist nicht so Visuelle wie zum Beispiel Bissanzeigerfischen. Zudem geht die Technik vor allem Stromwabwärts. Beides kann sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil sein.

Swing fischen ist meistens etwas entspannter. Man muss nicht die ganze Zeit den Bissanzeiger oder die Trockenfliege im Blick behalten sondern kann auswerfen und die Strömung mehr oder weniger entspannt die Arbeit machen lassen. Beim Biss hakt sich der Fisch selber und man muss nicht direkt einen Anhieb setzten. Auch bei schwachem Licht oder Nachts funktioniert die Technik noch sehr gut.

Da Flussab gefischt wir, ist der Swing auch eine gute Alternative, wenn der Wind so stark ist, dass man nicht gut Flussaufwärts werfen kann. Zudem hat man eher weniger Hänger. Die Fliege bleibt auch länger an einer Stelle, was die Chancen auf einen Biss im kalten Wasser erhöhen kann.

Der Swing funktioniert vor allem Flussabwärts und erfordert etwas Technik. In klar erkennbaren Strukturen ist die Technik zudem weniger effizient als andere. Eine Pocketwater Strecke ist für die Technik eher ungeeignet.

Flussab Fischen bedeutet auch immer, dass die Fische den Fischer besser wahrnehmen können und sich eher verstecken. Die Köderbewegungen sind zudem sehr unnatürlich und imitiert bestenfalls ein aufsteigendes Insekt oder einen Beutefisch.

Fliegen für den Fly Swing

Beim klassischen Wet Fly Swing werden Nassfliegen eingesetzt. Die Technik ist aber auch mit anderen Fliegen von Nymphen bis hin zu Streamern denkbar. Lachsfliegen sind schlussendlich auch nichts anderes als Streamer.

Nassfliege

Klassische Nassfliegen sind zum Beispiel die Alexandra, die Coachman oder Royal Coachman, die Black and Silver oder die Butcher. Die Fliegen sind oft farbenfroh oder haben auffällige Elemente, haben einen Hennenhechelkranz und Flügel, ähnlich wie Lachsfliegen. Etwas gegenteilig sind die North Country Style Spiders. Diese bestehen aus etwas Garnwicklung und einem Hennenhechelkranz.

Nassfliegen werden normalerweise in Nassfliegenzügen gefischt, dabei werden bis zu vier, seltener auch mehr, Nassfliegen gefischt. Die Fliegen werden dabei im Abstand von 60cm bis 80cm an einem Springer geknotet. Bei zu wenig abstand können sich Fische manchmal nicht zwischen der Fliege entscheiden. Die traditionellen Fliegen sind unbeschwert, Beschwerte fliege eignen sich für den Wet Fly Swing nicht gut.

Natürlich muss man nicht die traditionellen Nassfliegen verwenden. Man kann selbstverständlich auch mit normalen Nymphen oder Streamern fischen, auch mehrfache Fliegen sind möglich. Grade wenn die Strömung stärker ist oder die Stelle tiefer, können auch beschwerte Fliegen Sinn machen. Auch auf Tuben gebundene Fliegen sind eine gute Möglichkeit. Mehr zu Tubenfliegen gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle.

Bei einem Schlupf kann man die verwendeten Fliegen auch gut auf die schlüpfenden Insekten abstimmen.

Ausrüstung und Material

Die klassische Wet Fly Rute ist 10ft bis 11ft Schnurklasse 3 oder 4 Mid Action mit weicher Spitze. Das Trifft ziemlich gut auf Euronymphingruten zu. So eine Rute ist der Optimalfall. Die Technik kann man natürlich auch mit anderen Ruten bis Schnurklasse 5 anwenden. 

Nymphingruten sind für das Nassfliegenfischen gut geeignet

Beim klassischen Wet Fly Swing wird eine Double Taper Schnur gefischt. Eine Schnur mit Taper behindert die Bewegungen der Fliegen, erschwert die Kontrolle der Fliegen und fördert Drag. Bei kaltem Wasser kann man, wenn man tiefer kommen muss auch eine 1ips bis 2ips Intermediate Schnur fischen. Mehr zu Sinkschnüren gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle. 

Grundsätzlich funktionieren auch Schnüre mit Taper, so lange der Head lang genug ist. Der Taper sollte sich auf den ersten 30ft nicht gross verändern. Grade Sinkschnüre gibt es praktisch nicht als Double Taper, daher ist man hier auf eine solche Lösung angewiesen. Vorfächer werden beim klassischen Wet Fly Swing 5x gefischt, also 0.15mm.

Mehr zum Thema Taper bei Flugschnüren gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle. 

Dies Ausrüstung ist natürlich nur ein optimales Setup für klassisches Nassfliegenfischen. Natürlich kann man die Technik auch mit einer harten 6er Rute, 0.20mm und einem Streamer Taper. Grade beim Micro Spey werden, wie auch beim normalen Zweihandfischen, Schussköpfe verwendet, also Schnüre mit sehr kurzen Heads. 

Lauf der Fliege beim Swing

Bei der Swing Technik sollen die Fliegen normalerweise sehr grundnah laufen, ähnlich wie Nymphen. Die Fliege wird so positioniert, dass sie knapp vor dem vermuteten Fisch über die Steine läuft. Die Lauftiefe hängt aber auch von der Strikezone ab, mehr dazu in diesem Beitrag auf Alpenforelle. 

Die Fliege beim Swing kontrollieren

Beim Swing wird die Fliege hauptsächlich über das Menden kontrolliert. Abwärts Menden bedeutet schneller sinken, aufwärts Menden bedeutet langsameres absinken. 

Monotone Gewässerabschnitte wo man Fische auf grosser Fläche sucht, kann man gut mit der  2×2 Methode befischen. Zwei kurze Würfe und Swings dann zwei weitere Würfe und Swings, danach ein paar Schritte flussab und die Würfe und Swings wiederholen. Je nach Wassertemperatur oder Gewässerstruktur kann es auch Sinn machen 3×3 zu Fischen oder mehr zu fischen.

Ausgeworfen wird normalerweise im 90° Winkel oder leicht Flussabwärts. Bei starker Strömung oder wenn die Fliege sehr tief laufen muss, kann man auch etwas flussauf werfen.

Typischer Ablauf beim Swing

Nach dem Auswerfen wird mittels Menden die Lauftiefe kontrolliert. Abwärts menden bringt die Fliege auf Tiefe, aufwärts menden hält die Fliege an der Oberfläche. Mehr zum Menden gibt es in diesem Beitrag auf Alpenforelle. 

Die Rute wird so gehalten, dass die Spitze knapp über dem Wasser ist. So vermeidet man, dass ungewollt ein Slack Belly entsteht, welcher den Lauf der Fliege stört. Eine zu schwere Schnur kann hier ebenfalls einen ungewollten Slack Belly verursachen. 

Während des Swings wird die Schnur und der Swing mit der Schnurhand kontrolliert. Wenn nötig wird Schnur nachgefüttert. Auch hier kann man mit Menden den Swing beschleunigen (flussab) oder verlangsamen (flussauf). 

Zudem wird etwas Animated Movment gemacht, die Fliegen werden etwas bewegt. In dem man etwas an der Schnur zupft, nachfüttert oder mendet bewegen sich die Fliegen unter Wasser etwas. Die Steuerung erfolgt mit der Schnurhand. Dazu kann man die Rutenspitze auch anheben. Auch hier gilt: Eine zu schwere Schnur stört. 

Ist der Swing beendet und die Fliege hängt nur noch, sollte man die Fliege noch etwas hängen lassen, manchmal führt grade dies zu einem Biss. 

Den sogenannten Induced Take kann auch mit einem Lift während des Swings provoziert werden. Dabei zieht man die Fliege etwas an, so dass sie etwas aufsteigt im Wasser. Grade am Ende des Swings kann das zu erstaunlich vielen Bissen führen. 

Um Hänger im Flachen zu vermeiden kann man die Rute und somit die Fliege ebenfalls etwas anheben. 

Die Technik kann man so sowohl beim Wet Fly Swing einsetzen aber auch wenn man Streamer oder Nymphen swingt. Grade der Lift am Schluss kann gut beim Nymphenfischen mit eingebaut werden und ist typischerweise auch beim Euronymphing mit im Ablauf. 

Bisserkennung und Anhieb

Beim Swing ist der Anhieb und die Bisserkennung anders als beim Nymphen- oder Trockenfliegenfischen. Es ist wichtig, immer etwas Slack zu haben und man darf auch keinen Anhieb setzen, der Fisch hakt sich selber. 

Was man beim Fliegenfischen grundsätzlich vermeiden will ist Slack, also lose hängende Schnur. Diese erschwert normalerweise die Bisserkennung und verzögert das Haken setzen. 

Beim Swing will man den Slack haben, damit der Fisch die Fliege nehmen kann, ohne einen Widerstand zu merken. Der Fisch soll die Fliege Widerstandslos nehmen können und sich so beim Abdrehen selber Haken. 

Beim Swing ist es auch nicht nötig den Haken stark zu setzen. Normalerweise haken sich die Fische selber. Ein kleiner Anhieb kann manchmal nötig sein. Zu viel sollte man aber nicht, da man sonst die Fliege dem Fisch vor der Nase wegziehen kann. 

Auch hier hilft es, zur besseren Bisserkennung, die Rutenspitze knapp über das Wasser zu halten. 

Swing bein Spinnfischen

Auch beim Spinnfischen kann man die Swing Technik einsetzen. Beim Lachsfischen mit Spinnruten ist dies die Standardtechnik. Bis auf das wegbleibende Line Management bleibt vieles gleich. 

Es wird im 90° bis 45° Winkel zum Ufer ausgeworfen und der Köder macht genau die gleiche Swingbewegung wie eine Fliege. Mit der Rutenspitze wird der Schnur gefolgt. 

Es sind nicht alle Spinnköder gleich gut geeignet für die Technik. Leichte Köder mit viel Widerstand wie zum Beispiel leichte Spinner sind eher ungeeignet. Schwere Spinner tiefer Rotationsgeschwindigkeit sind besser geeignet. 

Auch gut geeignet sind tief laufende Wobbler. Diese können gut grundnah geführt werden

Weiterführendes

Zum Fly Swing oder Wet Fly Swing gibt es noch weitere interessante Videos, Artikel und Podcasts. 

Mehr zum klassischen North Country Wet Fly Swing gibt es im Blog Forelle und Äsche

Einen englisch sprachigen, ausführlichen Artikel gibt es auf dem Blog des Händlers 54 Dean Street

Interessant und ausführlich ist der ebenfalls englische Orvis Podcast mit Davy Wotton

Dieser Englischsprachige Beitrag bezieht sich vor allem auf das Steelhead fischen, man kann es aber auch auf andere Arten anwenden. 

In diesem kurzen Youtube Video wird auch noch etwas detaillierter auf den Swing eingegangen. 

Comments

  1. Ich habe meine Kindheit im Norden Englands verbracht und lebe und fische heute in Graubünden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Techniken meiner Jugend in den Gebirgsflüssen, die wir hier haben, sehr gut funktionieren. Ich vermute, dass ich in 90 % der Fälle Nassfliegen fische.

    Während es wie eine passive Technik aussehen mag, erfordert eine gute Ausführung die gleiche Fähigkeit, das Wasser zu lesen, wie bei anderen Techniken. Der Schlüssel liegt darin, Ihre Fliegen an Orten, an denen sich wahrscheinlich Forellen halten, zu beschleunigen und zu verlangsamen.

    Am liebsten fische ich Nassfliegen in schnellem Wasser zwischen 30 cm und 75 cm Tiefe. Ich werde die Rutenspitze ähnlich wie beim Nymphenfischen hoch halten. Dies hilft beim Driften, schützt aber auch bei Takes. Wenn Platz vorhanden ist, können Sie stromaufwärts werfen, mit hochgehaltener Rutenspitze nach unten driften und dann am Ende schwingen. Ich werde am Ende des Schwungs eine Pause einlegen und schließlich die Fliege zurückholen, bevor ich sie auswerfe. Oftmals übernehmen die Fische das Apportieren.

    Ich habe mit traditionellen englischen Nassfliegen gute Forellen und Äschen gefangen. Den größten Erfolg habe ich mit einer schwarzen Spinne, aber Muster wie Partridge und Orange funktionieren gut.

    Ich verwende eine 10 Fuß lange 4-Gewichtsrute und ein Team von 3 Fliegen an einem 4 m langen Vorfach.

    1. Author

      Hey Andrew
      Danke dir für deinen Anmerkungen! Spannend, dass die Technik auch im schnellen Wasser funktioniert, aber ich denke meine Technik ist auch niemals so gut wie deine….

Leave a Comment