Ich habe des Öfteren gelesen und gehört, dass man für vorsichtige Fische, vorsichtige Methoden anwenden muss. Doch was bedeuteten vorsichtige Methoden? Und wann sind solche angebracht?
Die einfache Antwort ist, vorsichtige Methoden sind solche bei den man besonders darauf achtet dass der Fisch die Täuschung nicht bemerkt, sprich dünner Silk und möglichst natürliche Köder. Man setzt diese ein, wenn die Fische heikel sind und nicht jeden Köder nehmen.
Unterschiedliches Bissverhalten
Die Fische beissen je nach Situation unterschiedlich. Wer an einem warmen Sommertag am späten Nachmittag an einen Bergbach geht kann durchaus aggressive fische erleben. Diese beissen auf alles was nach potentieller Beute aussieht. Es gibt jedoch auch das Gegenteil an kälteren Tagen an einem glasklaren Bergsee sind die Fische deutlich weniger aggressiv. Hier muss man vorsichtigere eine vorsichtige Methode anwenden.
Forellen haben in ruhigeren Gewässern wie Seen oder auch ruhigeren Stellen im Bach ein anderes Bissverhalten als im schnell fliessenden Wasser. Fliesst das Wasser schnell hat der Fisch keine Zeit gross zu überlegen und die Beute länger anzuschauen. Zögert er zu lange, ist die Beute weggeschwommen. Daher sind Fische in stärkeren Strömungen in der Regel aggressiver und reagieren auch auf auffälligere Köder. In Seen oder in grösseren Pools haben die Fische mehr Zeit sich die Beute anzuschauen. Die Strömung trägt diese nicht so schnell weg und die Beute kann länger verfolgt werden.
Das Wetter hat auch einen Einfluss auf das Bissverhalten. Bei beginnendem oder aufhörendem Regen sind die Fische meistens ziemlich aggressiv. Wenn es zu regnen anfängt, sind meistens noch einige Insekten in der Luft. Diese werden beim einsetzenden Regen oft in den Bach gespült. Daher reagieren die Fische aggressiv. Bei Wind hingegen ziehen sich die Fische, vor allem in Seen, in tiefere Regionen zurück.
Schlussendlich hat auch die Jahreszeit einen Einfluss auf das bissverhalten. Dies hängt vor allem mit der Wassertemperatur zusammen. Anfangs Saison wenn die Gewässer noch kalt sind, reagieren die Fische eher träge. Eine Wassertemperatur von ca. 16°C ist für Forellen optimal. Ist das Gewässer kälter als 6°C stellen die Forellen die Aktivität ein. Je näher die Wassertemperatur an 16°C kommt desto aggressiver die Fische. Je näher die Wassertemperatur an die 6°C kommt desto passiver werden die Fische. Über 20°C stellen Bachforellen die Nahrungsaufnahme ein. Die Spanne nach oben ist also deutlich kleiner. Je passiver die Fische sind, desto vorsichtiger sollte man die Methode wählen.

ruhige Stelle – wer hier zu viel aufsehen erregt, verjagt die Fische
Anschleichen
Sind die Fische schon vorsichtiger muss man aufpassen, wie man sich dem Gewässer nähert. Verstecken sich die Fische bleiben sie meistens auch in ihren Verstecken und lassen sich auch nicht so einfach herauslocken. Sind die Fische aggressiver kann man sie meistens mit einem entsprechenden Köder wieder herauslocken. Daher sollte man vor allem in Situationen in denen Fische eher passiv sind darauf achten, dass man sich am Wasser vorsichtig verhält.

in diesem klaren Bachabschnitt waren einige schöne Forellen, die sich jedoch bei der kleinsten Bewegung am Ufer verkrochen haben.
Konkret bedeutet vorsichtiges verhalten am Bach, wenn möglich etwas weg vom Ufer bleiben, sich hinter Steinen oder ähnlichem verstecken und aufpassen dass man die Ufervegetation nicht zu stark durchschüttelt. Viele Fischräuber kommen von oberhalb des Wassers, was bedeutet, dass die Fische auch immer die Umgebung ausserhalb des Wassers im Auge behalten müssen. Auch auf das Waten sollte wenn möglich verzichtet werden. Fische können Bewegungen im Wasser, vor allem an Strömungsarmen Stellen, sehr gut wahrnehmen.
Wer an einen Spiegelglatten See fischen geht, sollte darauf achten, dass er zuerst die ufernahen Bereiche befischt.
Material
Man kann auch bei vorsichtigen Fischen mit allen Arten der Fischerei erfolgreich sein. Egal ob man Fliegen-, Spinn- oder Tippfischt oder ob man an einem See auf Grund setzt. In solchen Situationen kann das richtige Material jedoch einen entscheiden Unterschied machen.
Rute
Bei der Wahl der Rute muss man auf verschiede Dinge achten. Es ist von Vorteil, wenn die Rute etwas länger ist. So kann man etwas besser Abstand zum Wasser halten. Vor allem an Bächen kann dies ein Vorteil sein. Ausserdem sollte das Wurfgewicht nicht zu hoch sein, da man bei vorsichtigen Fischen oft mit weniger Gewicht fischt.
Köder
Bei der Köderwahl sollte man auf möglichst natürliche Köder setzten. Das bedeutet natürliche Farben und Formen. Beim Fischen mit Made und Wurm kommt es nicht so sehr auf den Köder an. Es handelt sich dabei per se um natürliche Köder. Auch wer tote Köderfische benutzt ist eigentlich auf der sicheren Seite.
Für das Spinnfischen gibt es verschiedene Optionen. Grundsätzlich sollte man auch hier auf Natürlichkeit setzten, als keine auffälligen Farben. Eine Tiger Spinner oder Neonfarben kann man zuhause lassen. Auch Spinner, vor allem grössere Modelle sind eher die falsche Wahl. Diese machen meistens zu viel Aufsehen und verjagen die Fische eher. Gut funktionieren meisten kleinere Gummifische (ca. 5 cm). Diese sollten jedoch nicht zu schnell eingeholt werden. Während dem Einholen kann man immer ein paar Pausen machen, den Köder etwas absinken lassen, und den Fischen so die Möglichkeit zum Biss geben. Gute Varianten für solche Situationen sind auch die Finesse Methoden (Texas Rig, Carolina Rig oder Drop Shot Rig).

Gummifische wirken je nach Farbe sehr natürlich und verursachen nicht so viel aufsehen wie Spinner
Wer einen Kunstköder benutzt der sollte auf natürliche Farben setzten. Schwarz ist eher eine schwierige Farbe, auch wenn viele Beutetiere teilweise schwarz gefärbt sind. Von unten gesehen hebt sich schwarz sehr gut gegen den Himmel ab. Etwas grosses, Schwarzes kann daher den Fisch misstrauisch machen. Am besten ist es wenn man die potentielle Beute sieht und so die die Farben abstimmen kann. Sieht man kleine Fische (potentielle Beute) kann man die Farben darauf abstimmen. Gleiches gilt für das Fliegenfischen. Es ist sinnvoll zuerst zu schauen, was in der Umgebung herumfliegt und die Fliege darauf abzustimmen.
Neben möglichst natürlichen Fliegen sollte man beim Fliegenfischen auch auf nicht zu grosse fliegen sitzen. Wie bereits geschrieben haben die Fische im See lange Zeit sich die Beute anzuschauen und sind auch meistens deutlich skeptischer. Meistens ist es besser eine nicht zu grosse Fliege zu verwenden. Oft gibt es Fliegen auch in zwei verschiedenen Varianten zu kaufen, eine etwas grössere für den Bach und eine etwas kleinere für Seen.
Silk

ein Dünnes fast unsichtbares Vorfach zum Fliegenfischen in klaren Bergseen
Auch der Silk ist ein wichtiger Faktor wenn die Fische vorsichtig beissen. Grade an ruhigeren Stellen kann der Fisch den Köder lange betrachten, der Silk fällt eher auf. Darum sollte man einen möglichst dünnen Silk verwenden, wenn dieser nicht sowieso an der Rute ist, dann sollte man zumindest ein Vorfach vorschalten. Ein Vorfach beim Fliegenfischen darf etwa 0.14 mm haben. Gleiches gilt natürlich auch für das Spinnfischen. Hier sollte der Silk allerdings nicht zu dünn ausfallen, da die Belastungen höher sind. Knotet man sich selber eine Grundmontage, ist die Grösse des Silks immer auf der Verpackung angeschrieben. Grundsätzlich sollte man sich nicht zu sehr auf die angegebene Tragekraft verlassen, diese ist oft etwas optimistisch angegeben. Die Tragkraft muss beim Forellenfischen auch nicht besonders hoch sein, vor allem wenn man eher kleine Fische (zwischen 24 und 30cm) erwartet reicht eine Tragkraft von 3kg meisten völlig.
Nicht verzweifeln
Das wichtigste bei vorsichtigen Fischen ist Ausdauer. Ich selber habe es schon erlebt, dass die Fische zwar auf die Trockenfliege angesprungen sind, jedoch die Fliege nur angeknabbert und sich dabei nicht gehakt haben oder dass man einem Fisch alles Mögliche vor seiner Nase anbieten konnte, jedoch dieser alles ignoriert hat. In solchen Situation gilt es Ruhe zu bewahren und nicht nervös zu werden. Vor allem bei geführten Ködern ist dies wichtig, da es sonst gut möglich ist, dem Fisch den Köder vor der Nase wegzuziehen. Vor allem sollte man Geduld mitbringen und damit rechnen auch ohne Fisch nach Hause zu gehen.