Welche Schnurklasse für die Fliegenrute

In Fliegenfischen by Bastian2 Comments

Grundsätzlich macht man wenig falsch, wenn man eine Wurfschnur passend zur Schnurklasse der Rute kauft. Die Hersteller stimmen ihre Wurfschnüre auf die verfügbaren Fliegenruten ab, so dass man die richtige Schnurklasse für die Fliegenrute einfach findet. In der Praxis kann es jedoch Probleme geben, wenn man beispielsweise eine wenig aggressive Schnur mit einer harten Rute fischt. Optimal ist es daher, wenn man die Schnur mit Rute testen und auch verschiedene Modelle vergleichen kann.

Manche Schnüre, vor allem Sinkschnüre, werden für mehrere Schnurklassen konzipiert. Hier kann man auf die Angabe der Grain (Masseinheit für Gewicht bei Fliegenschnüren) achten.

Verschiedene Fliegenschnüre

Fliegenschnüre sind so auf Ruten abgestimmt, dass sie für bestimmte Wurfweiten gut funktionieren. Beim Fliegenfischen auf Forellen fischt man eher auf kurze Distanz. Mittlere Schnurklassen wie Klasse 5 funktionieren beispielsweise am besten zwischen 6m und 25m am besten. 

Die Meisten Ruten, vor allem Fast und Super Fast Action Ruten, kann man auch gut mit einer Schnur in einer höheren Schnurklasse fischen. Dies nennt man Overlining. Overlining macht die Rute langsamer und etwas einfacher zu werfen. Gewisse Ruten kann man auch deutlich stärker als eine Schnurklasse Overlinen. Es gibt verschiedene Gründe eine Rute zu Overlinen, grundsätzlich sind die Ruten und Wurfschnüre in den Schnurklassen jedoch aufeinander abgestimmt.

AFTMA System

Die American Fishing Tackle Manufactures Assosciation (AFTMA) hat ein System geschaffen, damit man einfach zusammenpassende Rute, Rolle und Wurfschnur finden kann. Hersteller orientieren sich an diesem System. Das System beruht auf dem Gewicht der ersten 30 Fuss (9.14m) der Wurfschnur. Dieses Wird in Grain gemessen (1 Grain = 0.065g). Für jede Schnurklasse ist ein bestimmtes Gewicht vorgesehen, mit einer Toleranz von etwa 5%. Beispielsweise ist eine Schnur Klasse 5 140 Grain, mindestens sollte sie jedoch 134 Grain und maximal 146 Grain haben gemäss AFTMA. Eine gewisse Abweichung ist im Herstellungsprozess nicht zu vermeiden.

Für jede Schnurklasse gibt es eine Grain Vorgabe. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen Ein- und Zweihandruten, beide haben eigene Schnurklassen. Wieviel Grain für welche Schnurklasse ist in der Untenstehenden Tabelle zu sehen.

AFTMA KlasseGewicht in GrainsGewicht in Gramm
0402.6
1603.9
2805.2
31006.5
41207.8
51409.1
616010.4
718512.03
821013.65
924015.6
1028018.2
1133021.45
1238024.7
1345029.25
1450032.5
1555035.75

Schwächen der AFTMA Schnurklassen

Das AFTMA System hat verschiedene Schwächen. Zum einen ist das System etwas älter. Frühere Fliegenruten aus Glasfaser sind deutlich weicher als moderne aus Kohlefaser. Mit einer härteren Rute kann man einfacher schwerere Gewichte werfen.

Mittlerweile werden von den Herstellern Wurfschnüre verkauft, welche etwa 10% über der AFTMA Vorgabe liegen. Die Scientific Anglers Mastery Art, eine gängige Schwimmschnur, wird für Schnurklasse 5 mit 150 Grain (statt 140 Grain) , also etwa 7% über der AFTMA Vorgabe, verkauft. Dies ist für die härteren Kohlefaseruten, für welche die Schnüre bestimmt sind, auch sinnvoller.

Bei dieser Sinkschnur liegt die Herstellerempfehlung deutlich über der AFTMA Vorgabe.

Bei Sinkschnüren wird teilweise auch gar keine Schnurklasse angegeben. Dies liegt zum einen daran, dass es bei Sinkschnüren auch noch auf andere Faktoren als die Schnurklasse allein ankommt. Ein Faktor ist beispielsweise, wie schnell die Schnur sinken soll.

Manchmal haben die Grainangaben auch einen Zusammenhang mit der Sinkgeschwindigkeit. Beispielsweise wird bei der Scientific Anglers Sonar Sink 25 Cold für Schnurklasse mit 200, 250 und 300 Grain verkauft. Gemäss AFTMA System ist für Schnurklasse 7 185 Grain vorgegeben.

Je nach Situation und mit einer Super Fast Action Rute kann es durchaus Sinn machen, eine 300 Grain Schnur zu verwenden. Schnüre über mehrere Schnurklassen verwendet werden. Die vorher genannte Schnur wird vom Hersteller in Grain 250 für die Schnurklassen 6 bis 8 empfohlen. Hier kommt man zum Thema Overlining, mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Eine weitere Schwäche des Schnurklassensystem ist es, dass das Gewicht nur auf den ersten 30 Fuss (9.14m) der Wurfschnur gemessen wird. Auch diese Messmethode stammt aus einer Zeit, als die meisten Fliegenschnüre noch ähnlich aufgebaut waren. Mittlerweile haben die Hersteller jedoch verschiedene, teilweise sehr spezifische Taper entwickelt.

Ein Beispiel sind Schnüre von von Scientific Anglers aus der Amplitude Serie Schnurklasse 5. Die Amplitude Infinity hat eine Keule von 14.9m, die Keule der Amplitude MPX hat eine Länge von 10.8m. Die Grain Weight für die ersten 9.14m wird bei beiden mit 150 Grain angegeben. Sind die ersten 9m aus der Rute, sind die Schnüre ziemlich ähnlich, bei 11m, bei der die Keule der MPX bereits endet, ist der Unterschied jedoch bemerkbar.

Grade für Anfänger kann dies problematisch sein, vor allem wenn man noch nicht solide wirft. Kommt dazu noch eine harte Rute, haben viele Anfänger mühe die Rute richtig aufzuladen. Dadurch wird das Werfen erschwert und macht auch keinen Spass. Eine Wurfschnur ist auch etwas sehr persönliches. Manche Leute haben mehr Kraft im Arm und bevorzugen eine harte Rute mit eher leichter Schnur. Andere bevorzugen eher weiche langsamere Ruten mit schwereren Schnüren.

Optimal ist daher, wenn man die Rute zusammen mit der Wurfschnur testen kann. Dabei sollte man darauf achten, dass man alle möglichen Würfe probiert, von kurzen Rollwürfen bis hin zu langen Leerwürfen. So merkt man am besten, was für einen selber passt und was nicht.

Fliegenruten Overlinen

Fliegenruten kann man gut Overlinen, also eine höhere Schnurklasse für die Wurfschnur verwenden, als die Rute vorgibt, die Frage ist nur ob es Sinn macht. Grundsätzlich ist es besser wenn man für jede Schnurklasse die man fischt auch eine Rute hat. Da das aber hohe Investitionen mit sich bringt kann man Ruten auch Overlinen. Overlining muss auch etwas relativ betrachtet werden. Schnurhersteller geben normalerweise an, für welche Schnurklassen die Wurfschnüre geeignet sind. So kann die Angabe des Herstellers für die Wurfschnur auch mal 50% über der AFTMA Vorgabe liegen, was aber kein Problem ist.

Warum Fliegenruten Overlinen

Eine Fliegenrute kann man aus verschiedenen Gründen Overlinen. Bei Wind ist es grundsätzlich Sinvoll eine höhere Schnurklasse zu fischen. Wurfschnüre mit höheren Schnurklassen haben mehr Gewicht und sind so auch stabiler im Wind. Wenn man schwerere Fliegen fischt sind diese mit leichten Ruten eher schwer zu werfen. Für Streamer verwendet man ein Setup ab Schnurklasse 6. Wer nur eine Rute Schnurklasse 5 hat, kann Overlinen und so auch schwere Fliegen einfacher werfen. Ein weiterer Grund kann sein, dass man eine schneller sinkende Schnur fischen möchte.

Overlinen macht Fliegenruten zudem langsamer und etwas einfacher zu Werfen. Das kann vor allem für Einsteiger hilfreich sein, da viele Fliegenruten sehr schnell sind und wenig Fehler verzeihen. Auch erfahrene Fliegenfischer machen mittels Overlinig die Rute etwas langsamer, aus persönlicher Vorliebe.

Wieviel kann man eine Fliegenrute Overlinen

Grundsätzlich kann man alle Fliegenruten eine Schnurklasse Overlinen. Bei Slow oder Mid Action Ruten macht Overlining jedoch nur begrenzt Sinn. Da  die meisten modernen Ruten sowieso Fast oder Super Fast Action Ruten sind, muss man die Aktion nicht wirklich beachten. Vor allem höhere Schnurklassen ab 7 kann man gut um bis zu 60% Overlinen, in Bezug auf die AFTMA Vorgaben. Für Schnurklasse 7 ist gemäss AFTMA eine 185 Grain Schnur vorgesehen. Eine Schnurklase 7 mit Super Fast Action kann jedoch, wenn notwendig, gut mit einer 300 Grain Schnur gefischt werden. Tiefer Schnurklassen sollten jedoch nicht so stark Overlined werden, 40% sollten jedoch nie ein Problem sein. Die Hersteller von Wurfschnüren geben meisten an, für welche Schnurklassen welche Schnüre gut funktionieren.

Was braucht man zum Overlinen

Grundsätzlich brauch man nur eine höherklassige Wurfschnur zum Overlinen. Da das Wechseln der Wurfschnur auf der Rolle jedoch relativ mühsam ist, ist es sinnvoll eine separate Rolle mit Backing zu haben. Wer schon beim Kauf der Rolle weiss, dass er mehrere verschiedene Schüre fischt, sollte sich überlegen, eine Rolle mit Wechselspule zu kaufen. So ist man sehr flexibel, wenn beispielsweise der Wind stärker wird oder man den Streamer tiefer führen möchte. 

Fliegenruten Underlinen

Underlining macht nur in den wenigsten Fällen Sinn. Underlinig ist, wenn man die Fliegenrute mit einer leichteren Wurfschnur verwendet. Underlining mach die Rute schneller, was vor allem bei Fast oder Super Fast Action Ruten eher wenig bring. Ausnahme ist, wenn man regelmässig (den ganzen Tag) lange Würfe über 20m machen muss. In diesem Fall kann Underlining Sinn machen. Ansonsten gibt es wenig Gründe für Underlining.

Comments

  1. Guten Tag, ich habe eine gesplisste 6 Fuss Rute der Schnurklasse 5. Mit dieser Fische ich nur in engen Räumen wie es in Bächen oft vorkommt. Ich habe nun das Gefühl, dass ich mit einer 3er oder 4er Schnur (underlining) besser dran bin weil sie in diesem engen Raum wo’s links und rechts Zweige von Büschen hat, leichter zu werfen ist. Oftmals kann man ja nur einen kurzen Rollwurf machen. Ich hab das Gefühl dass die leichtere Schnur nicht so stark aufs Wasser klatscht.
    Was meinst du dazu? Ich lasse mich sehr gerne belehren und wäre froh um eine ehrliche und hilfreiche Antwort.

    Gruss Peter

    1. Author

      Hallo Peter
      Solche Bambusruten sind nicht wirklich auf die akutellen Schnüre ausgelegt. Bambusruten sind deutlich weicher und laden sehr viel schneller auf als die Kohlefaserruten. Daher ist es so, dass du bei einer WF-Schnur die Rute mit einer 5er Schnur wahrscheinlich overlinest. Du kannst, wie du dass schon machst, eine WF Schnur in tieferen schnurklassen nehmen, alternativ kannst du auch mal eine DT Schnur ausprobieren. Wenn du es ernst meinst, kannst du mit der Rute auch mal zu einem Rutenbauer gehen, dieser kann dich sicher besser beraten, was eine gute Schnur für die Rute ist.

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